Suchbegriffe: akute unkomplizierte Zystitis, unkomplizierter Harnwegsinfekt, HWI, Blasenentzündung
Definition: Eine Infektion der Harnwege bei nicht-schwangeren, erwachsenen Frauen wird als "akute unkomplizierte Zystitis" bezeichnet.
Häufigkeit: 1 von 15 jungen Frauen/Jahr, 1 von 7 älteren Frauen/Jahr
HintergrundINFO: Brennen beim Wasserlassen ist ein sehr spezifisches Symptom, häufiger Harndrang ist unspezifisch
HintergrundINFO: Wenn die Diagnose eines Harnwegsinfektes nicht so klar ist, etwa nur häufiger Harndrang ohne Brennen beim Wasserlassen besteht, kann ein Teststreifen die Wahrscheinlichkeit für die Diagnose eines Harnwegsinfektes erhöhen.
eines der Zeichen positiv
keines der Zeichen positiv
Resistenzlage
sensibel
resistent
Furadantin
94,2%
2,2%
Trimethoprim
80,8%
17,5%
Fosfomycin (Monuril®)
95,5%
4,5%
Ciprofloxacin
91,3%
8,7%
HintergrundINFO: Bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen wird keine mikrobiologische Diagnostik empfohlen. Erhobene Labordaten zeigen aufgrund von Selektionseffekten oft höhere Resistenzraten als bei unselektierten Patientinnen gefunden werden. In der Tabelle sind die Resistenzdaten aus einer Beobachtungsstudie im hausärztlichen Setting dargestellt. In der REHIP Studie (Resistenzsituation bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen in der Primärversorgung) wurden im Jahre 2011 die Erreger unkomplizierter Harnwegsinfektionen aus 40 Hausarztpraxen in Niedersachsen und Bremen ermittelt.[2]
1. Wahl
Furadantin hat eine sehr niedrige Resistenzrate, wird für keine schwerwiegenden anderen Infektionen benötigt (Resistenzentwicklung) und scheint damit 1. Wahl
Thrimethoprim hat mit 17,5% eine noch vertretbare Resistenzrate (<20%), wird für keine schwerwiegenden anderen Infektionen benötigt (Resistenzentwicklung) und scheint damit sinnvolle 2. Wahl.
Pivmecillinam wird vom arznei-telegramm als Reservemittel eingestuft.
Pivmecillinam (Selexid®) wurde in der REHIP-Studie nicht geprüft. 3 Tage 2 x 400mg Pivmecillinam waren gleich wirksam wie eine 3-Tages-Therapie mit einem Chinolon. Die 7-tägige Anwedung von 2x 200 mg ist der 3-tägigen überlegen, es wird praktisch ausschließlich für die Therapie der unkomplizierten Zystitis bei Frauen empfohlen. Aufgrund niedriger Resistenzraten und Kollateralschäden kann Pivmecillinam laut DEGAM-S3-LL auch als ein Mittel der 1. Wahl in der empirischen Behandlung der unkomplizierten Zystitis bei Frauen eingesetzt werden[3]
2. Wahl
Fosfomycin wird vom arznei-telegramm als Reservemittel eingestuft.Es hat eine ähnlich niedrige Resistenzrate wie Furadantin, aber es wird nicht nur zur Therapie von Harnwegsinfektionen, sondern auch in Kombination zur Therapie schwerer Infektionen, z. B. in Kombination mit Vancomycin zur Therapie von Infektionen durch MRSA, eingesetzt (DEGAL-LL S: 31). In der Allgemeinpraxis wird es z.B. zur 1x täglichen i.v. Infusion bei eitrigen Komplikationen in großen Gelenken angewendet. In Hinblick auf die - bei Kurzzeitanwendung eher geringe - Gefahr einer Resistenzentwicklung haben wir es daher unter den empfohlenen Mitteln als 2. Wahl gereiht.
letzte Wahl
Ciprofloxacin sollte auf keinen Fall empirisch gegeben werden, bleibt Mittel der letzten Wahl, wenn im Antibiogramm keine andere Substanz wirksam ist.
Literatur
Zystitis Lanfassung, Kinder, Schwangere, Männer, Pyelonephritis siehe Unterkapitel
Patienteninformation Blasenentzündung
Patienteninformation Bakterien im Harn
[1] https://www.degam.de/files/Inhalte/Leitlinien-Inhalte/Dokumente/DEGAM-S3-Leitlinien/053-001_Brennen%20beim%20Wasserlassen/053-001l_Brennen%20Wasserlassen_Langversion_29-08-18.pdf Seite: 29
[2] Schmiemann G, Gagyor I, Hummers-Pradier E, Bleidorn J. Resistance profiles of urinary tract infections in general practice - an observational study. BMC Urology. 2012; 12: 33.
[3] DEGAM-S3-Leitlinie S:33
erstellt: 2018