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Influenza

von: Christoph Fischer

Suchbegriffe: Influenza, Grippe, Grippeimpfung, adjuvantierter Impfstoff, Tamiflu, Neuramidasehemmer

Häufigkeit: der Durchschnittsbürger erkrankt nur  alle 20-25 Jahre an einer impfpräventablen  "echten Grippe" (Influenza)

HintergrundINFO:

  • 400.000 Erkrankungen in starken Grippejahren sind 5% der Bevölkerung, somit 1 von 20/Jahr
  • Von Jahr zu Jahr ist die Abdeckungsrate der mit im Impfstoff enthaltenen Stämme unterschiedlich, der Impf-Schutz ist auch beim Übereinstimmung des zirkulierenden Influenzavirus mit einem der 3-4 Impfstämme keineswegs 100%ig, so dass man vermutlich > 30 Jahre lang jährlich impfen müsste um 1 Influenzaerkrankug zu verhindern
  • In der selben Zeit macht jeder, abhängig vom Lebensalter und Virusexposition, mindestens 50-100 sog. "grippale Infekte" durch, die nicht durch die Influenzaimpfung verhindert werden können. Bei einer Kranheitsdauer von  ≤5 Tagen sprechen wir von einer "banalen Erkältung" (common cold) bei > 5 Tagen von einer akuten Bronchitis (Krankheitsdauer 2-3 Wochen).

Impfempfehlungen

In den meisten Ländern gibt es Empfehlungen für Risikogruppen (DM, COPD, KHK, Altersheimbewohner) und Ältere (A: 50+, D: 60+, CH: 65+)

gesicherte Wirkamkeit

  • Mortalitätsenkung: 
  • Patienten mit Myokardinfarkt in den letzten 3 Jahren
  • Impfung von Altersheimbewohnern, aber nur wenn Personal und Besucher auch geimpft
  • weniger stationäre Aufnahmen:
  • Patienten mit Diabetes und COPD (nicht aber bei Asthma!)

keine gesicherte Wirksamkeit

  • 65+: keine hinreichenden Daten dass zu Hause lebende Senioren von Gippeimpfung profitieren. 
  • Kindesalter: Impfung reduziert zwar Influenzaerkrankungen, Einfluss auf schwere Verläufe, Mortalität oder Komplikationen nicht belegt
  • Keine  Verminderung von Komplikationen bei Patienten mit Asthma bronchiale
  • und HIV-Infektion.
  • kein Schutz gegen virusbedingte „banale“, oft fälschlich als „Grippe“ bezeichnete Infektionen durch ECHO-, Rhino- oder Adenoviren

HintergrundINFO: Die Wirksamkeit der Grippeimpfstoffe wird häufig überschätzt, in der Saison 2017/18 war der Schutz besonders gering: Die Impfeffektivität in Bezug auf laborbestätigte Erkrankungen betrug 15% a-t 09/2018

Therapie mit Neuramidashemmern

  • Derzeit gibt es keinen Nachweis einer Mortalitäts-Senkung aus RCTs.
  • Oseltamivir verkürzt bei nachgewiesener Influenza die Krankheitsdauer bei Erwachsenen und Kindern um 1 bis 1,5 Tage.
  • Bei Personen ohne dokumentierte Influenzainfektion sind die Unterschiede geringer.
  • Für Risikopatienten ist dieser Effekt nicht durch Studien gesichert.

UAW Neuramidasehemmer

Erwachsene: rasche Resistenzentwicklung bei breiter Anwendung

Kinder:

  • Selbstgefährdende Verhaltensstörungen (Kinder sind von Gebäuden gesprungen, wurden verwirrt auf der Autobahn gefunden u. ä.)
  • Albträume
  • Konzentrationsstörungen
  • Schlafstörungen
  • Auch Magen-/Darm-Störungen sind häufig

Literatur:

Leitfaden AM 2016 Influenza

Leitfaden 2016 Therapie mit Neuramidasehemmern

Arzneitelegramm 2008: Wird die Wirksamkeit der Influenzaimpfung überschätzt?