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Screening auf Carotis-Stenose

von: Christoph Fischer

Eine Duplex-Carotissonographie kann sinnvoll sein wenn diese 3 Kriterien zutreffen:

  1. klinisch gesunder Patient mit altersentsprechender Lebenserwartung >5 Jahre
  2. Vorliegen vaskulärer Risikofaktoren
  3. wenn die Diagnose einer Carotisstenose eine therapeutische Konsequenz nach sich zieht

HintergrundINFO: Ein generelles Screening auf das Vorliegen einer Carotisstenose wird nicht empfohlen, allerdings ist dies beim Vorliegen vaskulärer Risikofaktoren sinnvoll, insbesondere dann, wenn die Diagnose einer extrakraniellen Karotisstenose eine therapeutische Konsequenz nach sich zieht, wie es zum Beispiel bei einem klinisch gesunden Patienten mit einer altersentsprechenden Lebenserwartung und einer nachgewiesenen über 80-prozentigen Karotisstenose der Fall sein könnte.(1)

 

Eine Carotissonographie ist nicht sinnvoll bei

  • Patienten ohne Risikofaktoren
  • Patienten mit einer Lebenserwartung < 5 Jahre

 NASCET-Kriterien Stenosegrade

Stenosegrad <80% 80% 90%
max. systolische Geschwindigkeit 300cm/s 350-400sm/s -500cm/s
max. systolische  Geschwindigkeit poststenotisch >50cm/s >50cm/s <30cm/s
max. diastolische Geschwindigkeit >100m/s >100cm/s >100cm/s

HintergrundINFO: nach der älteren ECST-Definition wird der Stenosegrad überschätzt

Therapie

asymptomatischen Stenosen:

konservative Behandlung ist eine sinnvolle mögliche Option

  • intensivierte medikamentöse Therapie (RR, ASS, Statin, DM)
  • Nikotinverzicht,
  • mediterrane Kost 
  • sportliche Aktivitäten
  • Senkung der Schlaganfälle von ca. drei Prozent auf ein Prozent pro Jahr

OP-Indikation bei asymptomatischer Carotisstenose

  • Eine  Carotis-End-Arterektomie (CEA) soll ab einem Stenosegrad von 80% erwogen werden
  • Es profitieren vor allem Männer
  • Die Lebenserwartung soll mehr als 5 Jahre betragen
  • Die Komplikationsrate im operierenden Zentrum soll <3% sein

HintergrundINFO: Bei über 80% (NASCET) asymptomatischer Carotisstenose konnte ein schlaganfall-präventiver Effekt nachgewiesen werden. Das Fünf-Jahres-Schlaganfallrisiko betrug im operativen Arm dieser Studien fünf bis sechs Prozent, im konservativen Arm ca. elf Prozent.

 

symptomatische Carotisstenose

OP-Indikatio bei Symptomen innerhalb der vergangenen sechs Monate

  • Amaurosis fugax
  • transitorisch ischämische Attacke
  • ipsilateraler Schlaganfall (nicht schwer invalidisierend)

HintergrundINFO: Zur Vermeidung früher Schlaganfall-Rezidive soll die CEA so früh wie möglich nach dem neurologischen Indikatorereignis durchgeführt werdenMethode der 1. Wahl Endarterektomie. Der prophylaktische Effekt der CEA ist dauerhaft, das Risiko eines postoperativen ipsilateralen Schlaganfalls  liegt unter einem Prozent pro Jahr. Die perioperative Komplikationsrate darf sechs Prozent nicht überschreiten.

Alternative STENT: insbesondere für chirurgische Hochrisikopatienten, Patienten mit Stenosen an chirurgisch nicht erreichbarer Stelle, Re-Stenosen nach CEA

 

Literatur

(1) S3-Leitlinie

Carotissonographie

Arzneitelegramm 12-2016

erstellt 2018