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Cholezystitis

von: David Schuchter

Allgemeines zur Cholezystolithiasis

Prävalenz: 10–20 % der Bevölkerung haben Gallensteine, wovon 60–80 % bei Diagnosestellung asymptomatisch sind.

Risikofaktoren: "5F-Regel": female, fat, fourty, fertile, family

Prävention

  • Regelmäßige körperliche Aktivität und bedarfsgerechte Ernährung zur Erhaltung eines möglichst normalen Körpergewichts können Cholesteringallenblasensteinen vorbeugen.
  • Eine generelle pharmakologische Prävention von Gallensteinen wird nicht empfohlen (Expertenkonsens). Außnahmen: Hohes Risiko zur Bildung von Gallenblasen-Sludge oder -steinen (z. B. bei Gewichtsreduktion oder nach Adipositaschirurgie). Bei jungen Patienten mit rezediv. Gallensteinen Analyse des ABCB4-Gens und Therapie mit Ursodeoxycholsäure bei klinischer Diagnose eines Low phospholipid-associated cholelithiasis (LPAC)-Syndroms.
  • Erhöhtes Risiko für Gallenblasensteine und biliäre Symptome bei einer östrogenbasierten Hormontherapie.

Diagnostik

  • Klassisches Symptom Gallenkolik: Kolik oder dumpfe Schmerzen von mehr als 15 min Dauer im rechten Oberbauch oder Epigastrium, ggf mit Ausstrahlung in den Rücken und in die rechte Schulter. Mögliche Begleitsymptome: Übelkeit und Erbrechen.
  • Bildgebung Goldstandard: transkutane Sonografie (3 Schichtung und Verdickung der Wand, Steine- oder Sludge in 95%).
  • Kombination der Sonografie mit den klinischen Befunden: Charakteristisch ist die Trias von lokalen Entzündungszeichen (Murphy-Zeichen, lokale Abwehrspannung), systemischen Entzündungszeichen (Fieber, Leukozytose und CRP-Erhöhung) und Wandverdickung der Gallenblase.
  • Laborparameter: Cholestase-Parameter (γ-GT, AP), ALT, Bilirubin, Lipase, globale Gerinnungstests und kleines Blutbild. Bei v.a. Choledocholithiasis zudem Gesamt-Bilirubin, ALT, Lipase. 

  • An andere Ursachen denken (Ulcusleiden zb).

  • Biliäre Komplikationen sind Cholezystitis, Perforation, Empyem, Cholangitis, Choledocholithiasis, lithogene Pankreatitis.
  • Weiterführende Abklärung (bei familiärer Häufung, Auftreten im Kindes- und Jugendalter, intrahepatischen Steinen, rezidivierender Choledoholithiasis):                 An hämolytische Anämien, Gallensäureverlustsyndrome, parasitäre und bakterielle Infektionen sowie  das Low-phospholipid associated cholelithiasis (LPAC)-Syndrom (ABCB4-Defizienz), Caroli-Syndrom, Gilbert-Meulengracht- Syndrom, Mukoviszidose und myotone Dystrophien denken!

 Therapie

Konservative Therapie

  • Die medikamentöse Litholyse mit Ursodeoxycholsäure soll nur in Einzelfällen bei symptomatischen Patienten mit kleinen, mutmaßlich aus Cholesterin bestehenden Steinen oder Gallenblasen-Sludge durchgeführt werden
  • Medikamentöse Therapie der Gallenkolik mittels NSAR, Spasmolytika und ggf.  Opioiden.
  • Bei akuter Cholezystitis mit Zeichen der Sepsis, Cholangitis, Abszess oder Perforation sollen unverzüglich Antibiotika verabreicht werden.

  • Zur Antibiotikatherapie bei unkomplizierter Cholezystitis liegt keine Evidenz vor.

Chirurgische Therapie

  • Bei unkomplizierter Cholezystolithiasis mit charakteristischen biliären Schmerzen sollte eine Cholezystektomie erfolgen.
  • Die asymptomatische Cholezystolithiasis ist in der Regel keine Indikation zur Cholezystektomie, bei Steingröße >3cm aber erwägen.
  • Patienten mit Cholezystolithiasis und Gallenblasenpolypen≥ 1 cm sollten unabhängig von der Symptomatik cholezystektomiert werden.
  • Akute Cholezystitis: Indikation zur frühzeitigen laparoskopischen Cholezystektomie innerhalb 24h nach stationärer Aufnahme.
  • Gallenblasen-Sludge ist in der Lage, gleiche Beschwerden wie Gallensteine selbst zu verursachen (akute Cholezystitis, biliäre Pankreatitis u. a.) und sollte bei Symptomatik mit einer laparoskopischen Cholezystektomie behandelt werden

 

Quellen:

https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-008l_S3__Gallensteine-Diagnostik-Therapie_2018-08.pdf

https://www.medix.ch/wissen/guidelines/chirurgie/chirurgie-in-der-hausarztmedizin/

erstellt 2021 von David Schuchter