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Calzium-Spiegel abnorm

von: Christoph Fischer
Calzuim erhöht

Suchbegriffe: Calzium, Kalzium, Ca+, Hypercalziämie, Hyperkalziämie, Hypocalziämie, Hypokalziämie, Parathormon, PTH, PTH-related protein,  25-(OH)D3,   1,25(OH)2D3, Vitamin-D

Normalwerte

  Serum: gesamtes Ca 2,10 – 2,60 mmol/L,

  ionisiertes Calzium: 1,15-1,35 mmol/l

  Harn:2,50 – 7,50 mmol/24h
HintergrundINFO: Calzium liegt im Blut nur zu etwa 50% in freier, ionisierter 
Form vor. Der Rest des Calziums ist an Albumin gebunden, bei niedrigem Albumin
(z.B. Leberzirrhose) ist das Gesamtcalzium erniedrigt, biologisch entscheidend
ist aber das freie Ca+, dieses kann entweder direkt gemessen (NW: Ionisiertes
Calzium: 1,15-1,35 mmol/l) oder  errechnet werden

Calzium erhöht

klinisches Bild

  • häufig: neuropsychiatrischen Veränderungen wie Angststörungen, Depressionen und kognitive Beeinträchtigung, Obstipation, Anorexia und Nausea,
  • selten: Pankreatitis
  • > 3,5 mmol/L: Lethargie, Verwirrtheit, Stupor und Koma

Diagnostischer Algorithmus

Calzium-Wert im Serum kontrollieren + Albuminkorrektur wenn weiter erhöht >>>Parathormon bestimmen

Parathormon >20ng/L

  Parathormon < 20 ng/L
Calzium-Ausscheidung im 24h Harn Messung PTH-related protein,  25-(OH)D3,   1,25(OH)2D3
   >5 mmol/24h[1]

Erniedrigt <2,50 mmol/24h

Ca/Krea < 0.01

PTH-related 

protein erhöht

1,25(OH)2D3

erhöht

25-Hydroxy- Vitamin-

D3 erhöht

25(OH)D und 

PTH normal

Primärer Hyperparathyreoidismus

tertiärer Hyperparathyreoidismus (GFR<30, Phosphat >1,6)

sekundärer Hyperparathyreoidismus s. HintergrundINFO

familiäre hypokalziurische Hyperkalziämie (FHH)

Malignomsuche

Lymphom, Sakoidose?

Einnahme Vitamin D?

Schilddrüse, Vitamin A?

HintergrundINFO: der Normalbereich des Parathormons ist 15 - 65ng/L, bei erhöhtem Ca+ wird die Ausschüttung von PTH gehemmt, bei mildem Hyperparathyreoidismus kann man
deshalb erhöhte Ca+-Werte aber ein scheinbar normales PTH messen. Deshalb ist bei PTH > 20ng/L die Ca+ Ausscheidung im 24h-Harn diagnostisch ausschlaggebend.
Beim sekundären Hyperparathyreoidismus ist das Ca normal, Parathormon erhöht und Ca-Ausscheidung im Harn >5mmol/24h Ursachen: Vit-D-Mangel, Niereninsuffizienz (s. Calzium erniedrigt)

Calzium erniedrigt

Klinisches Bild

  • Mild: periorales Taubheitsgefühl, Parästhesien an Händen und Füßen
  • Schwer: Spasmen an Händen und Füßen, Laryngospasmus, tonischen Muskelkrämpfe
  • Hypotonie, „Low-output“-Syndrom,QT-Verlängerung, Papillenödem [23]
  • psychiatrische Manifestationen:emotionale Instabilität, Angstzustände und Depression, selten sind Halluzinationen, Verwirrtheitszustände und echte Psychosen.

 

 

Diagnostischer Algorithmus

Albumin + Calzium kontrollieren  

Korrigiertes Calzium normal Pseudo-Hypocalziämie bei Albuminmangel“  >> Abklärung Leberzirrhose
korrigiertes Calzium erniedrigt Kreatinin, GFR, Phosphat, Parathormon, 25(OH)D3, 1,25(OH)2D3[2] bestimmen

Parathormonspiegel:

PTH <15ng/L 25-Hydroxy-Vitamin-D3 normal, 1,25(OH)2D3 erniedrigt

Hypoparathyreoidismus

Häufig: Entfernung aller 4 Epithelkörperchen

Selten: Autoimmun, Radiatio, M. Wilson, Hämochromatose, HIV

PTH >65ng/L

GFR >60ml/min

 

 

Phosphat < 0,8mmol/L

25(OH)D3 <10ng/ml (=25nmol/L)[3]

Vitamin-D3 Mangel

Ursachen: Immobilität, CED…

Phosphat >1,6mmol/L[4]

1,25(OH)2D3 <20ngLL

Pseudohypoparathyreoidismus

seltener genetischer PTH-Rezeptormangel im Nierentubulus für Umwandlung  25(OH)D3 zu 1,25(OH)2D3[5]

Knotenstruma + Ca < 2,10

Calzitonin im Serum erhöht >30pg/ml[6]

Überfunktion der C-Zellen

Medulläres Schilddrüsen-Ca.

PTH >65ng/L

+ GFR eingeschränkt

 

 

GFR 30 – 60ml/min

Phosphat normal,

1,25(OH)2D3 <20ngLL

kompensatorischer Hyperparathyreoidismus bei Niereninsuffizienz

Umwandlung  25(OH)D3 zu 1,25(OH)2D3  gestört,

Phosphatausschreidung  durch PTH noch kompensiert

GFR < 30ml

Phosphat erhöht >1,6mmol/L

1,25(OH)2D3 <20ngLL

Sekundärer Hyperparathyreoidismus bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz

 

HintergrundINFO:

1. Überfunktion der C-Zellen: in keinem der gesichteten Artikel findet sich ein Hinweis auf den PTH-Spiegel bei vermehrter Calcitoninausschüttung, die konsekutive Hypocalziämie führt jedoch vermutlich zur PTH-Erhöhung.

2. chronische  fortgeschrittene Niereninsuffizienz: bei lange bestehendem sekundärem Hyperparathyreiodismus kann es zu einer Autonomie der Epithelkörperchen und damit  zu erhöhtem Ca+ im Serum kommen „tertiärer Hyperparathyreoidismus“

Literatur:

Hypokalziämie und Hyperkalziämie: Ätiologie, Klinik, Diagnose und Therapie; Eller K Austrian Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism 2011; 4 (3), 40-45

[1] Umrechnung mmol = mg https://www.tellmed.ch/tellmed/Tool /Diagnostische_Scores_Berechnungen/Umrechnung_von_mg_dl.php

[2] Rocaltrol®

[3] https://www.vitamindservice.de/umrechnung-nmoll-f%C3%BCr-vitamin-d-25-cholecalciferol

[4] Diagnostische Schritte bei Hypocalciämie

[5]http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Meizinische-Klinik-und-Poliklinik-II/download/inhalt/downloads/klinikleitfaden/kapitel_57_hypoparathyreo.pdf

[6] Indikation zur Calzitoninmessung: Ca-Mangel mit „Struma nodosa“ Häufig falsch-positive Messergebnisse bei  Patienten  mit  Autoimmunthyreopathien, fortgeschrittener Niereninsuffizienz, alkoholischer Leberzirrhose oder schwerer Allgemeinerkrankung sowie unter Therapie mit Protonenpumpenhemmern. https://www.kup.at/kup/pdf/8974.pdf Das Histologische Bild einer C-Zellhyperplasie findet sich aber auch bei 30% der Autopsiepatienten ohne klinische Zeichen Karges, W.; Dralle, H.; Raue, F.; Mann, K.; Reiners, C.; Grussendorf, M.; Hüfner, M.; Niederle, B.; Brabant, G. Calcitonin measurement to detect medullary thyroid carcinoma in nodular goiter: German Evidence-Based Consensus Recommendation