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Husten

von: Christoph Fischer

Suchbegriffe: Husten, akute Bronchitis, Lungenentzündung, Pneumonie, Schleimlöser

Häufigkeit: Bei Kindern im ersten Kindergartenjahr gelten 10–12 Infekte/Jahr als normal. Mit zunehmendem Lebensalter nimmt die Krankheitshäufigkeit auf Grund der Immunisierung gegen bereits  durchgemachte Keime stetig ab. 2–5 Hustenerkrankungen pro Jahr gelten auch bei Erwachsenen als nicht auffällig.

Äthiologie: Im Allgemeinen gelten Atemwegs-Viren als Auslöser, ihre Zahl wird auf 200–300 geschätzt

Symptome:
  • erst trockener, dann produktiver Husten (= mit Auswurf), 
  • häufig  Fieber,  Halsschmerzen  und  Schnupfen

Die Hälfte der Patienten hat dabei gelblich-grünen Auswurf, doch nur einer von 10 mit „eitrigem“ Auswurf hat eine bakterielle Erkrankung. Anhand der Farbe des Auswurfs kann also nicht entschieden werden, ob ein Antibiotikum hilft.

 

Verlauf: Die akute Bronchitis dauert 10–20, im Durchschnitt 18 Tage; Verläufe von mehr als 4 Wochen sind etwa jedes 2. Jahr zu erwarten

 

 

„Red Flags“ die für eine Pneumonie sprechen:
  • Besteht Fieber über 38 °C, insbesondere schon länger als 24 Stunden?
  • Hat der Patient Kreislaufprobleme, die ihn zur Bettruhe zwingen?
  • Ist  der  Patient  wegen  Kurzatmigkeit  nicht  mehr  fähig,  2  Stockwerke  ohne  Stehenbleiben durchzugehen?

Hintergrund-INFO: In den ersten Tagen der Infektion ist eine Unterscheidung  von  milden  Infekten  der  oberen  Atemwege  nicht  möglich;  von  akuter  Bronchitis  spricht man, wenn der Husten mehr als 5 Tage andauert.

Zur Unterscheidung zwischen akuter Bronchitis (95% der Fälle, vorwiegend <40Jahre)  und Lungenentzündung (5% der Fälle  vorwiegend Ältere) dienen klinische Kriterien.

Eine 100% sichere Unterscheidung zwischen akuter Bronchitis und Pneumonie ist auch mit Hilfe von Laborwerten ( Leuko, CRP) nicht möglich, die Diagnose sollte klinisch gestellt werden.

 

 

Diese Symptome sprechen eher für eine akute Bronchitis:
  • Fieber nur 1-2 Tage, nur vorübergehend über 38°
  • Zu Beginn trockener Husten, Auswurf kommt erst nach einigen Tagen
  • Zu Beginn auch Schnupfen
  • Zu Beginn auch Halsweh

 

 

 

klinische Diagnosestellung: akute Bronchitis
  • Liegt keines dieser Warnsymptome (med.: „Red Flags“) vor
  • ergibt das Abhören der Lunge keinen  verdächtigen  Befund, 
  • ist  keine  weitere  Untersuchung  erforderlich, 
  • auch  ein  Lungen-Röntgen wird nicht empfohlen

 

klinische Diagnosestellung; Pneumonie unabhängig vom gemessenen CRP-Wert (dieser kann aber ggf. als Verlaufsparameter nützlich sein):
  • bei „Red Flags“
  • auffälligem Auskultationsbefund
  • schlechtem Allgemeinzustand

CAVE:

  • negatives CRP schließt eine Pneumonie nicht aus
  • erhöhtes CRP ist nicht beweisend für eine Pneumonie!

DEGAM-LL kurz DD: akute Bronchitis-Pneumonie-Influenza

 

 

Medikamente bei akuter Bronchitis:
  • Bei Schlafbeeinträchtigung durch Hustenreiz kann ab dem 15. Lj. Codein kurzfristig zum einschlafen verordnet werden (z.B. Resyl m.Cod gtt)
  • Pflanzliche Schleimlöser mit Efeu oder Thymian (Prospan®, Bronchostop®) können in jedem Alter versucht werden (allerdings keine Wuirksamkeitsbelege, aber keine bekannten UAW´s)
  • Von Schleimlösern wie Acetylcystein oder Ambroxol (z.B. ACC®, Mucosolvan®) rät die DEGAM-LL ab (6% UAW, kein Wirkungsnachweis)
  • Antibiotika werden nicht empfohlen

Hintergrund-INFO: „Wennst zum Doktor gehst, bist in 2 Wochen gsund; wenn nit, bist 14 Tage krank.“ (Sistranser Bauernregel) Schmerzmittel und Hustentropfen können Beschwerden lindern, aber nicht die Krankheitsdauer verkürzen.  Gesund  wird  man  von  selbst.  Voltaire  hat  das  etwas  eleganter,  aber  nicht  minder  ironisch formuliert: „Die ärztliche Kunst besteht darin, den Patienten bei Laune zu halten, bis die Natur ihn geheilt hat.“

Literatur:

TGAM Patienteninformation Husten kurz

TGAM Patienteninformation Husten lang

Leitfaden Allgemeinmedizin Kapitel 1.6 Husten

Handbuch Lehrpraxis KPJ und Turnus Seite 10-11

Leitfaden Allgemeinmedizin Kapitel 1.6 Husten

DEGAM-Leitlinie lang