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Influenza

von: Christoph Fischer

Vorwort

Es ist bemerkenswert, dass es zu diesem Thema weder bei AWMF, noch bei der DEGAM eine Leitlinie zu Influenza gibt, auch in der ZfA und im „Kochen“  (Duale Reihe Allgemeinmedizin und Familienmedizin) findet sich kein Übersichtsartikel. Soweit nicht anders zitiert, stützen sich alle Aussagen in diesem Abschnitt auf das Kapitel 1.16 im Leitfaden Allgemeinmedizin.

 

Häufigkeit: saisonal erkranken jährlich 1–5 % der Bevölkerung, Höhepunkt der 6-wöchigen Epidemie meist im Februar

HintergrundINFO: Genaue Zahlengibt es nicht, die Surveillance-Daten sind tendenziell zu hoch, da alle fieberhaften Erkältungserkrankungen in dieser Zeit ohne Erregernachweis der Influenza zugezählt werden.

 

 

Symptomatik

Klassisches Bild:  

  • plötzlich einsetzendes hohes Fieber bis 40 °C über 4–5 Tage
  • bei eher geringen Er­kältungssymptomen:
  • trockener Reizhusten,
  • Halsschmerzen,
  • Muskel- und/oder Kopfschmer­zen

atypische Verläufe sind gar nicht so selten:

  • Offenbar können Influenzavirusinfektionen auch nur milde oder gar keine Erkrankungszeichen aufweisen.

 

 

Diagnostik

Bronchitis-Pneumonie-Influenza

[1]

HintergrundINFO: Eine Unterscheidung von der akuten Bronchitis ist klinisch am ersten Krankheitstag kaum möglich. Die akute Bronchitis (häufig auch als grippaler Infekt bezeichnet) ist ein viraler Infekt. Diese verursacht am 1. Krankheitstag 38–39 °C Fieber, am 2. Tag ist die Temperatur meist unter 38 °C.

 

Therapie

symptomatische Behandlung

  • Paracetamol, Ibuprofen,
  • Bettruhe
  • hinlänglich Zufuhr von Flüssigkeit
  • Verzicht auf Alkohol und Nikotin

 

Neuramidasehemmer

  • Derzeit gibt es keinen Nachweis einer Mortalitäts-Senkung aus RCTs.
  • Oseltamivir verkürzt bei nachgewiesener Influenza die Krankheitsdauer bei Erwachsenen und Kindern um 1 bis 1,5 Tage.
  • Bei Personen ohne dokumentierte Influenzainfektion sind die Unterschiede geringer.
  • Für Risikopatienten ist dieser Effekt nicht durch Studien gesichert.

UAW Neuramidasehemmer

Erwachsene:

  • rasche Resistenzentwicklung bei breiter Anwendung

Kinder:

  • Selbstgefährdende Verhaltensstörungen (Kinder sind von Gebäuden gesprungen, wurden verwirrt auf der Autobahn gefunden u. ä.)
  • Albträume
  • Konzentrationsstörungen
  • Schlafstörungen
  • Magen-/Darm-Störungen sind häufig

 

Prophylaxe

Hygienemaßnahmen

  • Influenzaviren können sowohl als per Aerosol,
  • als auch als Schmierinfektion über Hände übertragen werden.
  • Atemmasken sind am wirksamsten, wenn der Erkrankte sie trägt,
  • wegen ungenügender Abdichtung und ungeschützter Augen ist der Träger einer Atemmaske nur teilweise ge­schützt. Als wichtigste Hygienemaßnahme gilt hier regelmäßiges Lüften.
  • Auf den Händen bleiben Influenzaviren etwa fünf Minuten lang ansteckend;
  • Handdesinfek­tion und Meiden von Händeschütteln werden empfohlen.

Influenzaimpfung

Wirksamkeit von Grippeimpfstoffen geringer als bisher angenommen

„Die bisherigen Grippeschutzimpfungen haben nach einer Metaanalyse[2] von Studien mit strengen Einschlusskriterien eine unzureichende Wirksamkeit. In manchen Jahren scheint sie sogar ganz zu fehlen. Belastbare Daten für die Wirksamkeit bei Menschen 65+ gibt es bisher nicht.“[3] [4]

 

Link: Influenzaimpfung

 

Maßnahmen zur Mitigation einer Pandemie

Die Intensität der Maßnahmen richtet sich nach dem Schweregrad der Pandemie, dieser wird durch die festgestellte oder erwartete Sterberate festgelegt. Das CDC sieht einen Stu­fenplan in 5 Abstufungen vor:

Pandemie

HintergrundINFO:

Das US Center of Disease Control (CDC) definiert die Pandemie-Stufe abhängig von der Sterberate, wenn > 2% der Erkrankten sterben wird die höchste Alarmstufe in Kraft gesetzt.   

Beispielsweise war der größte Teil der Erkrankungen bei der „Schweinegrippe-Pandemie 2009“ mild und afebril verlaufen, damit wurde die Zahl der Erkrankungen unterschätzt, folglich der Prozentsatz der Sterbefälle zu hoch eingeschätzt.

Die WHO hatte Anfang 2009 ihre Definition der Pandemie abgeschwächt und die Passage, in der eine "beträchtliche Zahl von Toten" vorausgesetzt wird, weggelassen. Auf der Basis dieser "aktualisierten Pandemiekriterien" erklärte die WHO am 11. Juni 2009 die Schweinegrippe zur Pandemie der höchsten Stufe.

Zu diesem Zeitpunkt war weltweit die Zahl der Toten gering. Die Einstufung der Schweinegrippe als Pandemie - gleichbedeutend mit dem Startschuss für die Produktion von Impfstoffen und der massenweisen Einlagerung von Neuraminidasehemmern - wäre somit ohne Neudefinition nicht erforderlich gewesen.

Als Folge dieser Pandemieplanung von WHO-Experten mit Interessenkonflikten, wurden die nationalen Regierungen zu milliardenteuren Medikamenteneinkäufen gezwungen.[5]

 

Literatur:

 

[1] https://www.degam.de/files/Inhalte/Leitlinien-Inhalte/Dokumente/DEGAM-S3-Leitlinien/Leitlinien-Entwuerfe/053-013_Husten/Kurzversion_Akuter%20Husten_20140320.pdf

[2] Osterholm MT, Kelley NS, Sommer A, Belongia EA. Efficacy and effectiveness of influenza vaccines: a systematic review and meta-analysis. Lancet Infect Dis 2012; 12: 36–44

[3] Wirksamkeit von Grippeimpfstoffen – wissenschaftlich belegt? ZfA 7+8 2012 https://www.online-zfa.de/archiv/ausgabe/zfa-7-2012/

[4] Wirksamkeit von Grippeimpfstoffen geringer als bisher angenommen. AMB 2012; 46: 9 – 12

[5] DIE GESPONSERTE PANDEMIE - DIE WHO UND DIE SCHWEINEGRIPPE a-t 2010; 41: 59-60

Leitfaden AM 2016 Influenza

Leitfaden 2016 Therapie mit Neuramidasehemmern

Arzneitelegramm 2008: Wird die Wirksamkeit der Influenzaimpfung überschätzt?