/Kinderkrankheiten /Säuglingskolik – ist mein Kind ein „Schreikind“? Säuglingskolik – ist mein Kind ein „Schreikind“? Das übermäßige Schreien wird häufig „Dreimonatskolik“ genannt – ein irreführender Begriff, denn nur selten liegen tatsächlich Verdauungsstörungen vor.
Physiologisches Schreien
- Zunahme ab 2. Lebenswoche
- Maximum mit 6-8 Wo 2-3 Stunden / Tag,
- ab 3. Monat Rückgang
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Exzessives Schreien (sog. Wesselkriterien)
> 3 Stunden/Tag > 3x wöchentlich > 3 Wochen lang |
HintergrundINFO: nahezu aller Kinder zeigen vorübergehend "physiologisches Schreinen", 5-25% der gesunden Säuglinge erfüllen - meist am späteren Nachmittag - die oben genannten Wesselkriterien für "exzessives Schreien" sind dennoch völlig gesund und normal!
die Ursachen sind unbekannt
- alle Erklärungen sind nur Hypothesen,
- keine davon wurde je bewiesen:
- Laktose > Blähungen,
- gestörte Interaktion Eltern Kind…?
- Kein Unterschied Stillen/Flasche, Mädchen/Buben
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Untersuchungen
Anamnese, Status, Fieber, HF, Atemfrequenz, Gewicht
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Red Flags: • Fieber, • Tachykardie, • Zyanose, • blutiger Stuhl, • schwallartiges Erbrechen, • gespannte Fontanelle, • Zeichen von Kindesmisshandlung
Wenn keine Warnzeichen vorliegen ist keine weitere Untersuchungen erforderlich.
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Differentialdiagnosen
Meningitis, Otitis media, HWI, Invagination , Leistenhernie, Frakturen |
Allgemeine Massnahmen
• Aufklärung dass meist bis 4. – 5. Monat selbstlimitierend • Schlafphasen des Kindes zur Erholung nutzen • Notfalls „Ablegen“ des Schreikindes • Regelmäßig strukturieter Tagesablauf • Bewegung • Hintergrundgeräusche ( mein Enkel Lorenz schläft am liebsten mit diesem Hintergrundgeräusch) |
Massnahmen ohne Nutzenbelege
- Das Herumtragen des Kindes (vermehrter Körperkontakt) außerhalb der Schreiattacken hat keinen Einfluss auf die Dauer und Häufigkeit der Schreiattacken
- Lefaxin, SAB-Tropfen (Simeticon)
- Antikolik-Flaschen
- Partiell hydrolisierte Säuglingsnahrung (Milumil HA, Humana HA)
- „Pucken“ (eng einwickeln)– Risiko Hüftdysplasie, Risiko dass sich das Kind in Bauchlage dreht
- Schreiambulanzen Nutzen nicht signifikant
- Sojamilch >>Allerierisiko, Phytoöstrogen
- Probiotika
- Zuckerlösung
- Fenchel & Kräuter Cochrane findet hohes Bias-Risiko, NW nicht erfasst
- Chiropraktik & Osteopathie: verblindet kein Effekt, Risiko WS-Manipulation Subarachnoidalblutung, Quadriplegie
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Massnahmen mit beschränkter Indikation
- Kuhmilchallergie ist selten ( ca 1%) Bei begründetem Verdacht 2 wöchiger Versuch mit extensiv hydrolisierter Säuglingsnahrung (APTAMIL Proexpert Pepti) gerechtfertigt
- Laktase: 4 kleine Studien (max 53 Säuglinge) widersprüchliche Resultate Kanadische Fachgesellschaft für Pädiatrie rät ab, Medikament: Colief Kleinkind Topfen 15ml 17€ in A und D nicht als Tropfen erhältlich >> Amazon
- Hypoallergene Ernährung der stillenden Mutter Ausschluss von : Kuhmilch, Eier, Nüssen, Weizen, Soja, Fisch, Primärer Endpunkt 25% Reduktion der Schreidauer:
Interventionsgruppe: 35 von 47 Säuglingen (73%) Kontrollgruppe: 16 von 43 Säuglingen (37%) Allerdings erfüllten in beiden Gruppen nach wie vor gleich viele Kinder die Wesselkriterien
- Alleiniger Verzicht der Stillenden Mutter auf Kuhmilch blieb ohne Erfolg
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Literatur
http://www.dgkj.de/fileadmin/_migrated/content_uploads/Ist_mein_Kind_ein_Schreibaby.pdf |