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Harnwegsinfekte Säuglinge und Kleinkinder

von: Christoph Fischer

Suchbegriffe: Cystitis, Zystitis, Pyelonephritis, Nierenbeckenentzündung, Gedeihstörung, Trinkschwäche,

CAVE: Eine Harnwegsinfektion muss bei jedem Säugling und Kind mit unklarem Fieber in Betracht gezogen werden.

Cystitis oder Pyelonephritis?

Cystitis

Pyelonephritis

  • Vor allem bei Mädchen >2a häufig.
  • Dysurie oder Pollakisurie,
  • auffälliger Urinbefund,  
  • kein Fieber,
  • keine Flankenschmerzen
  • CRP < 10 mg/l macht eine Pyelonephritis unwahrscheinlich, schließt sie aber nicht aus.

 

  •                                                         Dysurie oder Pollakisurie,
  • auffälliger Urinbefund
  • Flankenschmerzen und Fieber
  • Unspezifische Zeichen: Ungenügendes Gedeihen, Irritabilität, Apathie, Trinkschwäche, Schlafstörung ohne Fieber

 

Flankenschmerzen oder Fieber können beim Kind < 2 Jahre fehlen, eine Harnwegsinfektion muss daher bei jedem Säugling und Kind mit unklarem Fieber in Betracht gezogen werden.

HintergrundINFO: Der Harntrakt ist bei Kindern jeden Alters, insbesondere aber bei Säuglingen und  Kleinkindern eine häufige Quelle von Infektionen. Die Harnwegsinfektionen sind bei Kindern von besonderer Bedeutung, weil sie erstens für eine erhebliche Morbidität während der akuten Infektion verantwortlich sind, und zweitens weil sie langfristig Ursache für die Entwicklung einer arteriellen Hypertonie oder für einen Nierenfunktionsverlust sein können.

Harngewinnung:   

  • „Goldstandard“ ist der 1x Katheder-Harn
  • Die Sammlung von Mittelstrahlurin kann bei kooperativen Kindern anstelle des Einmalkatheters in Betracht gezogen werden.
  • Die Urinsammlung mittels Säckchen führt insbesondere bei Säuglingen sehr häufig zu falsch positiven Urinbefunden. Nur für kurze Zeit (15–30 Minuten) ankleben, unmittelbar nach Miktion entfernen, Urin sofort untersuchen, wenn nicht möglich nur kurze Zeit gekühlt lagern. Wenn Leukozyturie oder Nitrit positiv soll Kathederharn gewonnen werden

Harnstreifentest Aussagekraft

HintergrundINFO Harnkultur: Bei Säuglingen ist Wachstum von 2 Keimen möglich, insbes. Escherichia coli + Enterokokken, >2 Keime spricht für Kontamination. Signifikante Keimzahl: Kathederharn ≥10.000, Mittelstrahl ≥100.000

Therapie Kinder > 6 Monate Cystitis:

  • Cotrimoxazol, 
  • Amoxicillin/Clavulansäure,
  • Cephalosporine 2.Gen. z. B. Cefuroxim 3-5 Tage

Pyelonephritis Behandlung durch Hausarzt nur wenn:

  • klinische Kontrolle und Re-Evaluation am Tag 3 möglich,
  • kein septisches Zustandsbild,
  • kein Erbrechen,
  • orale Medikamenten-Einnahme möglich,
  • keine urologischen Fehlbildungen,
  • keine neurogene Blase,
  • kein Fremdmaterial vorhanden.
  • Sonst Überweisung an Kinderklinik
  • Mittel der Wahl: 3.Generation Cephalosporin (Tricef, Biocef)  10 – 14 Tage oral

weitere Details siehe Kapitel Pyelonephritis

klinische Kontrolle und Re-Evaluation am Tag 3:

  • Anpassung der Therapie nach Erhalt der Urinkulturen  und des Antibiogramms.
  • Bei negativer Urinkultur soll die empirische Therapie beendet und die Diagnose überprüft werden.
  • Abdomenultraschall am Tag 3 bei fehlendem Ansprechen auf die Therapie, persistierendem Fieber, erhöhtem Kreatinin oder bekannter urologischer Fehlbildung

 

Literatur:

http://www.swiss-paediatrics.org/sites/default/files/empfehlungen/empfehlungen/pdf/10-13.pdf

Harnwegsinfekte bei Säuglingen und Kleinkindern k&b

TGAM-Newsletter 7-2017

Vesicouretraler Reflux

erstellt 2018