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Karpaltunnelsyndrom (CTS)

von: David Schuchter

Definition

Beschwerdebild, verursacht durch Kompression des Nervus medianus im Karpaltunnel.

Häufigkeit

Bis zu 10% der Erwachsenenbevölkerung sind betroffen, dabei das weibliche Geschlecht deutlich häufiger. Zunehmende Prävalenz mit dem Alter. Häufung bei bestimmten Berufsgruppen (Automechaniker und Landwirte).

Gehäuftes Vorkommen bei Diabetes mellitus, Amyloidose, rheumatoiden Erkrankungen, Gicht, familiär, bei Adipositas und in der Schwangerschaft (dabei meist vorübergehend).

Klinik

  • Schmerzen und Sensibilitätsstörungen (Taubheitsgefühl und Kribbeln) im Bereich der Handfläche und den radialen Fingern.
  • Am Beginn treten die Symptome häufig in der Nacht durch Abknicken des Handgelenks auf.
  • Besserung auf Schütteln der Hand.
  • Ausstrahlungen bis in den Vorderarm/Ellbogen/Schulter möglich.
  • Spätstadium: motorische Ausfallserscheinungen, Hypästhese und Atrophie der Thenarmuskulatur.
  • Häufig beide Seiten betroffen.

Diagnosestellung

Klinisch

  • Anamnese : typische Beschwerden, nächtliches Auftreten (Brachialgia paraesthetica nocturna)
  • Inspektion und Palpation: Thenarmuskelatrophie?
  • Sensiblität: Zweipunkt-Diskrimination
  • Motorik: Flaschen-Zeichen (kann nicht vollständig umfasst werden)
  • Provokationstests
    • Hoffman-Tinel Zeichen: elektrisierende Missempfindungen im Versorgungsgebiet des N. medianus bei Beklopfen des Karpaltunnels.
    • Phalentest: passive Flexion der Hand über 60 Sekunden führt zu Kribbeln und Missempfindungen im Versorgungsgebiet.

Weiterführend

  • elektrophysiologische Diagnostik: Zur präoperativen Diagnosebestätigung oder bei atypischer Klinik. Verfahren: sensible und motorische Neurografie des N. medianus, hierbei tritt eine reduzierte Nervenleitgeschwindigkeit im Karpaltunnel auf.
  • Alternativ zur Elektroneurografie ggf. Sonografie
  • CT/MRT nicht routinemäßig empfohlen.

Checkliste zur Überweisung

  • Zweck: Diagnose? OP?
  • Anamnese: Dauer und Beginn, Symptome, Leidensdruck, Begleiterkrankungen
  • Klinik: Sensible und/oder motorische Ausfälle? Atrophie Thenarmuskulatur? Provokationstests
  • Ergänzende Untersuchungen: z.b. Neurografie

Therapie

Abhängig von individuellem Leidensdruck. Ziel ist es die Symptomatik zu verbessern und die Progression hinauszuzögern.

Konservativ

Bei leichten bis mittelschweren Formen immer erst konservative Therapie.

  • Nachts anliegende Handgelenksschiene.
  • Kurzfristig: Lokale Infiltration mit 60 mg Methlprednisolon möglich, jedoch keine Mehrfachinjektionen empfohlen.
  • Orale Glukokortikoide, maximal über 2 Wochen.
  • NSAR: kein Nachweis für anhaltenden signifikanten Effekt
  • Gewichtsreduktion bei Adipositas

Operativ

Bei anhaltenden sensiblen und/oder motorischen Beschwerden. Bei wirkungsloser konservativer Therapie.

  • Vollständige Spaltung des Retinaculum flexorum.
  • Nachsorge nach OP: Verbandswechsel, ggf. Ruhigstellung mittels Schiene, frühzeitig selbstständige Bewegungsübungen ab dem 1. Postoperativen Tag, Arbeitsunfähigkeit je nach Belastung 3-6 Wochen.

Worüber sollten Sie die PatientInnen informieren?

  • Es handelt sich um eine häufige Erkrankung
  • Möglichkeit der spontanen Besserung
  • Therapieoptionen und Abwägung
  • Vorteile und mögliche Komplikationen bei OP

 

Quellen

https://deximed.de/home/klinische-themen/neurologie/krankheiten/neuropathien/karpaltunnelsyndrom/

https://www.medix.ch/wissen/guidelines/bewegungsapparat/karpaltunnelsyndrom/

 

Erstellt 02/2021 David Schuchter