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Pertussis

von: Christoph Fischer

Suchbegriffe: Keuchhusten, Pertussis, 100-Tage-Husten, chronischer Husten, chronische Bronchitis, dTPer

Häufigkeit:

Erkrankungsfälle in der Praxis:  1 alle 3 Jahre - 3 im Jahr? 

Krankeinhauseinweisung 1 alle 100 Jahre  (Schweiz 21/Jahr  bei 8.000.000 EW)

Äthiologie: Infektion mit Bordetella pertussis,  hohe Infektiosität - 80 bis 100 % der Kontaktpersonen erkranken, Inkubationszeit 7-21 Tage, Ansteckung  am Ende der Inkubationszeit und im Prodromalstadium am höchsten

Symptome:

Prodromalstadium grippeähnlichen Symptomatik mit leichtem Fieber, Schnupfen und trockenem Reizhusten  2-3 Wo
Stadium convulsivum stakkatoartigen Hustenattacken (15-20 Hustenstöße) mit herausgestreckter Zunge, Inspirium "Reprise", Erbrechen  2-6 Wo
Stadium decrementi Hustenattacken klingen langsam ab  6-10 Wo

HintergrundINFO: Bei Säuglingen unter sechs Monaten verläuft das Stadium convulsivum noch nicht mit den typischen Hustenanfällen. Vielmehr können sich die Attacken ausschließlich in Form von Atemstillständen (Apnoen) äußern.

Diagnose:

Verdacht auf Pertussis besteht, wenn eines der folgenden Kriterien vorliegt und nicht anderweitig erklärt werden kann:

  • anhaltender nicht produktiver Husten (mindestens 14 Tage) ohne Besserungstendenz
  • typischer stakkatoartiger bellender Husten mit keuchendem Einatmen
  • bei Säuglingen: Husten mit Atemnot, Zyanose und/oder Bradykardien

Labor:

Methode der Wahl: PCR – vorzugsweise aus Nasopharyngealabstrichen  in den ersten drei Wochen nach Erkrankungsbeginn

Therapie:

Antibiotika wirken nur im unspezifischen Prodromalstadium, werden aber auch im Stadium konvulsivum zur Verringerung der Ansteckungsgefahr empfohlen. Im Stadium decrementi wird die antibiotische Behandlung nicht mehr empfohlen, auch wenn der Patient noch hustet.

HintergrundINFO: Ohne antibiotische Behandlung wird die Dauer der Kontagiosität auf 21 Tage ab Hustenbeginn geschätzt, außer beim Säugling, wo sie länger dauern kann. Durch die antibiotische Behandlung kann die Ansteckungsgefahr auf 5 Tage ab Behandlungsbeginn reduziert werden

Ausbruchsverhinderung

HintergrundINFO: Bordetella pertussis, der Erreger der Pertussis, wird ausschließlich von Mensch zu Mensch übertragen, wichtigste Maßnahme ist die möglichst vollständige Durchimpfung:

Impfempfehlungen:

  • Säuglinge mit 2, 4 und 6 bzw. 2, 3 und 4 Monaten
  • Kleinkinder mit 15–24 Monaten
  • Kinder mit 4–7 Jahren und nochmals mit 11–15 Jahren
  • alle Erwachsenen im Alter von 25–29 Jahren unabhängig von der Anzahl früherer Pertussis-Impfdosen jeweils eine weitere Pertussis-Impfdosis (dTPa)
  • Schwangere in jeder Schwangerschaft im 2. Trimenon unabhängig vom Zeitpunkt der letzten Impfung oder Infektion
  • Personen (altersunabhängig) mit regelmäßigem Kontakt zu Säuglingen < 6 Monaten

HintergrundINFO: Durch die Impfung während des 2. Trimenons (13.–26. SSW) bis möglichst anfangs des 3. Trimenons der Schwangerschaft können Sauglinge in den ersten Lebenswochen sehr effizient vor Pertussis geschützt werden (transplazentare Antikörperübertragung)

Pertussisimpfschutz: bestenfalls ca. 85–90%, mit der Zeit nachlassend

aus der Höhe des Antikörperspiegels im Blut kann nicht auf Schutz vor Pertussis geschlossen werden kann.  Wer gilt als immun: Erwachsene mit Impfung <10Jahren

 

Antibiotische Prophylaxe:

Bei Kontakt mit Pertussis vor weniger als 21 Tagen unabhängig von Alter, Impfstatus und Antikörperspiegel:

  • Säuglinge < 6 Monaten (unabhängig vom Impfstatus)
  • ungeimpfte Säuglinge > 6 Monate
  • Personen mit Kontakt zu einem Säugling < 6 Monaten
  • sowie Schwangere im 3. Trimenon
  • nichtimmune Beschäftigte im Gesundheitswesen

HintergrundINFO: Antibiotikaprophylaxe erwägen:  unvollständig geimpfte Säuglinge > 6 Monate

Literatur

Der 100-Tage-Husten und der Kokon

erstellt 2018, Review: Lisa Fischer