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Krebsfrüherkennung

von: Christoph Fischer

Nun können wir Krebs schon finden, bevor er überhaupt existiert!

Prof. Peter Goetzsche, Direktor des Nordischen Cochrane-Centers

 

"Die medizinische Wissenschaft hat in den letzten Jahrzehnten so ungeheure Fortschritte gemacht, dass es praktisch keinen gesunden Menschen mehr gibt."

Schöne neue Welt Aldous Huxley 1932, utopischer Roman

 

 

Krebsvorsorge  ein Mythos?[1]

TGAM-Newsletter 12-2012

Die meisten Patienten nehmen die Vorsorgeuntersuchung in Anspruch um um nicht an  Krebs zu erkranken. In der überwiegenden Zahl der Vorsorgeuntersuchungen wird auch kein Tumor  gefunden, und die Sorgen des Patienten sind zerstreut.  Wird aber ein Tumor gefunden, so sind Hausarzt und Patient meist überzeugt, dass die frühe Diagnose sich günstig auf die  Heilungschancen auswirke.

 

Als  existentiell bedrohlich für Patient und Arzt werden jene Krebserkrankungen empfunden, die bei der Vorsorgeuntersuchung nicht erkannt wurden. Um diese sog. Intervall-Karzinome zu minimieren neigen wir zu häufigeren Untersuchungen und Ausweitung des Programms. Eine Spirale von unerfüllbaren Hoffnungen, Absicherungsmedizin und Überbehandlung wird dadurch in Gang gesetzt. Mit dem Einzug der Evidenz-basierten Medizin in die Praxis fühlen sich glühende Verfechter des Screenings durch Diskussionen um Überdiagnose, vorgezogene Diagnose, Überbehandlung, Quality-Life-Years ect. verunsichert.

 

Üblicherweise sind Informationsmaterialien und Beratungen zu Vorsorgeuntersuchungen kampagnen- und interessengeleitet, überredend, unausgewogen und irreführend. International wurden ethische Leitlinien und wissenschaftliche Kriterien definiert, wie eine Beratung von Gesunden über Früherkennungsuntersuchungen erfolgen sollte. Dem Nutzen von Krebsfrüherkennungsmaßnahmen  steht ein nicht unerheblicher möglicher Schaden für das Individuum gegenüber. Aus diesem Grund muss den potenziellen Teilnehmern eine so genannte informierte Entscheidung möglich sein. Diese sieht ausdrücklich auch ein Abstandnehmen von manchen Untersuchungen vor.[2]

 

 

Literatur

TGAM-Newsletter 12-2012

Vorsorgeuntersuchung neu Handbuch wissenschaftliche Grundlagen

[1]http://www.amazon.de/Mythos-Krebsvorsorge-Schaden-Nutzen-Fr%C3%BCherkennung/dp/3821839503

[2]a-t 2008; 39: 29-38

Statistik Austria Krebserkrankungen, Mortalität