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Makrohämaturie

von: Christoph Fischer

häufige Ursachen der Makrohämaturie

  • Infektionen
  • orale Antikogulation
  • Urolithiasis
  • Prostatahyperplasie (für ca. 20% der Hämaturien verantwortlich)
  • Glomerulopathien
  • polyzystische Nierenerkrankungen
  • Endometriose
  • Trauma
  • körperliche Belastung (z.B. sog. Marschhämaturie)
  • Fremdkörper (z. B. Katheter, Splint)
  • Folge einer vorangegangenen Beckenbestrahlung

 

 

Andere Ursachen für Rotfärbung des Harnes

  • Lebensmittel: Rote Rüben, Brombeeren, Karotten, Rhabarber und Lebensmittelfarbstoffe wie Indigocarmin.
  • Bilirubinurie: bierbrauner Urin mit Appetitlosigkeit, hellem Stuhl, Gelbsucht und Juckreiz deutet auf Erkrankungen der Leber oder der Gallengänge hin. CAVE: Pankreaskarzinom
  • Medikamente: Furadantin® (rotbraun), Eisen (rotbraun, schwarz), Metronidazol (rot, schwarz), Betacarotin (orange), Levodopa (rot, schwarz)

 

 

Wahrscheinlichkeit maligner Ursache

Mikrohämaturie  < 1,5 %

Makrohämaturie  10 %

 

Jede Makro-Hämaturie muss unabhängig vom Alter abgeklärt werden! [1]

  • Harnkultur (grünes Röhrchen)
  • Urinsediment (gelbes Röhrchen)
  • Harnzytologie (Zentrifugation des Urins, Fixierung, Färbung z.B. nach Papanicolaou)
  • Liegt nun eine bekannte Ursache vor (z. B. Harnwegsinfektion), sollte diese behandelt werden und im Intervall eine Urinkontrolle stattfinden. Hierbei ist auf einen ausreichenden Zeitabstand zum Therapieende zu achten. 

HintergrundINFO

Eine Wiederholung des Harnstreifentests zur Kontrolle wird ausdrücklich nicht empfohlen, (im Gegensatz zur Mikrohämaturie) da gerade Malignome die Eigenschaft haben, intermittierend zu bluten. Damit bestünde die Gefahr, sich bei negativer Kontrolle in falscher Sicherheit zu wiegen.3,5 Prozent der Patienten mit Makrohämaturie und Krebsdiagnose waren jünger als 45 Jahre.

Die Harnzytologie zeichnet sich durch eine hohe Sensitivität insb. für zystoskopisch nicht erkennbare Blasen-Karzinome z.B. Carcinoma in situ aus. Wenig differenzierte Urotheltumoren werden mit höherer Wahrscheinlichkeit (80–90%) detektiert als hochdifferenzierte (ca. 50%) https://www.amboss.com/de/wissen/Urindiagnostik

Eine Innsbrucker Arbeitsgruppe fand 1987 in der Nachsorge von Blasenkarzinomen für die Zytologie eine Sensitivität von 43% und eine Spezifität von 100% (2)

 

Makrohämaturie unter Antikoagulation

  • Etwa jeder zweite Patient mit Makrohämaturie nimmt orale Antikoagulantien ein.
  • Bei dieser Patientengruppe ist genauso eine Abklärung notwendig,
  • bei 50% findet sich eine konkrete Ursache. 

 

 

 

Ist weiterhin keine Ursache fassbar - Abklärung in dieser Reihenfolge:

  1. Sonographie Nieren und Harnblase +Nierenfunktion (GFR) 
  2. Computertomographie mit Urogramm
  3. Zystoskopie
  4. Wenn alle diese Befunde unauffällig sind, und keine Risikofaktoren für ein Malignom vorliegen,   jährliche Urinkontrolle in den nächsten zwei Jahren

 

 

 

Häufigkeit Malignome

  • 80% Blasentumore
  • 10% Nierenkarzinome
  • 7% Urothelkarzinome
  • 3% Prostatakarzinome

 

HintergrundINFO:  In DETECT 1 wurde bei  10 Prozent der Patienten mit Makrohämaturie ein Karzinom des Harntrakts festgestellt. Bei 8 Prozent war die Blase betroffen, bei 1 Prozent die Niere, bei 0,7 handelte es sich um ein Übergangszellkarzinom (TCC) und bei 0,3 Prozent um ein Prostatakarzinom. Wenn Nierensono und Urogramm keinen eindeutigen Befund liefern, darf daher auf die Zystoskopie keinesfalls verzichtet werden!

 

 

Risikofaktoren für Malignität

  • Makrohämaturie,
  • männliches Geschlecht,
  • Alter > 35 Jahre,
  • Nikotinabusus,
  • Exposition von karzinogenen Substanzen oder Medikamenten
  • Analgetikaabusus,
  • Miktionsbeschwerden,
  • rezidivierende Harnwegsinfektion,
  • vorherige Radiatio des Beckens,
  • dauerhafte Fremdkörper wie Blasenkatheter !!!
  •  

 

 

Liegen Risikofaktoren für eine maligne Ursache vor, weitere Abklärungsmaßnahmen erwägen:

  • retrograde Ureteropyelographie,
  • Ureterendoskopie 
  • Zystoskopie mit photodynamischer Fluoreszenzdiagnostik (PDD)

 

 

 

 

 

 

 

 

Literatur:

[1] J. Reichle, J. Mundhenk; Mikro- und Makrohämaturie, Pragmatische Diagnostik für den Praxisalltag. Allgemeinarzt online 20.06.2014  https://www.allgemeinarzt-online.de/archiv/a/pragmatische-diagnostik-fuer-den-praxisalltag-1649414

(2)  D. Mack, K. Scheiber, H.Rauschmeie, L.Hamberger, G.Jakse: Der Wert von Mikrohämaturie, Harnzytologie, TPA und Neopterin in der Nachsorge von Blasentumorpatienten.Urol Int 1987;42:363–367 (DOI:10.1159/000281994) 

DEGAM S1-Handlungsempfehlung Nicht-sichtbare Hämaturie

 

erstellt 9/2018