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Bridging

von: Christoph Fischer

Literatur [1]

Bei Eingriffen mit einem niedrigen Blutungsrisiko < 1,5% soll die Antikoagulation nicht unterbrochen werden INR-Ziel um 2

  • Zahnextraktion (Ausnahme: mehrere Zähne),
  • Magen- oder Darmspiegelungen (ohne Polypektomien),
  • Katarakt-Operationen,
  • Haut-Operationen,
  • Bronchoskopien,
  • Beckenkammpunktionen,
  • Leistenbruch-Operationen;
  • Herzschrittmacher-Implantationen

Das Vorgehen bei Eingriffen mit einem hohen Blutungsrisiko > 1,5% richtet sich nach dem Thombembolie-Risiko

 

Thrombembolierisiko <5% AK-Unterbrechung ohne Bridging

  • TVT oder PE vor mehr als 12 Monaten
  • VHF CHA2-DS2-VASc-Score < 4Punkte ohne Insultereignis
  • Bikuspidale Aortenkunstklappe CHA2-DS2-VASc-Score: Männer <1 Frauen <2
  • Tumorerkrankung unter Therapie (Zuordnung nicht einheitlich)

 

HintergrundINFO: die AKdÄ empfiehlt zur Risikoberechnung den CHA2-DS2-VASc-Score, die DEGAM S1-Handlungsempfehlung nennt aber die Punktewerte des CHADS2-Scores. Deshalb wurden die Punktewerte umgerechnet.[2]

Thombembolie-Risiko 5-10% Bridging in halber therapeutischer Dosierung z.B. Enoxiparin (Lovenox®) 2x täglich 0,5mg/kg/Kg

  • TVT oder PE vor 3 - 12 Monaten
  • wiederholte Thrombembolien
  • VHF mit  CHA2-DS2-VASc-Score 4 – 5 Punkte oder mit Insultereignis vor >3 Monaten
  • Bikuspidale Aortenkunstklappe CHA2-DS2-VASc-Score: Männer ≥1 Frauen ≥2
  • Tumorerkrankung unter Therapie (Zuordnung nicht einheitlich)

 

 

Thombembolie-Risiko >10% Bridging in therapeutischer Dosierung z.B. Enoxiparin (Lovenox®) 2x täglich 1mg/kg/Kg

  • TVT oder PE innerhalb der letzten 3 Monate
  • VHF mit  CHA2-DS2-VASc-Score >5 Punkte oder mit Insultereignis in den letzten 3 Monaten
  • Mitralkunstklappen oder nichtbikuspidale Aortenkunstklappen oder rheumatische Klappenerkrankungen
  • Schwere Blutgerinnungsstörungen (z. B. homozygote Faktor-V-Leiden – Mutation)

Blutungsrisiko durch Bridging

  • Im Schnitt profitiert nur einer von 1.000 antikoagulierten Patienten vom perioperativen Bridging mit niedermolekularem Heparin,
  • aber einer von 53 erleidet zusätzlich eine Blutung[3]
  • Der Einsatz der NM-Heparine erfolgt bei dieser Indikation „off Label“
  • Bei mäßiger Niereninsuffizienz sollten keine NM-Heparine
  • bei schwerer Niereninsuffizienz dürfen keine NM-Heparine gegeben werden.

 

Sind niedermolekulare Heparine das Ei des Kolumbus? [4]

 

Wie hoch ist das Schlaganfalls-Risiko bei Unterbrechung dar OAK?

CHA2-DS2-VASc-Score

NNT

NNH 1 Woche Unterbrechung

NNH 2 Wochen Unterbrechung

Risiko in

1 Jahr

0 Punkte

400

20.000

10.000

0.2 – 0,3%

1 Punkt

133

7.000

3.500

0,6 – 0,9%

2 Punkte

39

2.000

1.000

2,2 – 2,9%

3 Punkte

26

1.300

650

3,2 – 4,6%

4 Punkte

17

900

450

4,8 – 6,7%

5 Punkte

12

600

300

7.2 – 10%

6 Punkte

12

600

300

9,7 – 13,6%

7 Punkte

7

360

180

11,2 – 15,7%

8 Punkte

8

400

200

10,8 – 15,2%[5]

9 Punkte

7

350

170

12,2 – 17,4%

HintergrundINFO: Aufgrund der therapiebedingten instabilen Blutgerinnung birgt jegliche Änderung an einer laufenden Blutgerinnungshemmung das Risiko, die ursprünglich zu vermeidenden Komplikationen hervorzurufen. Die in der Tabelle genannten Werte sind aus den jährlichen Ereignisraten x 52 bzw. 26 hochgerechnet, und dienen nur zur Veranschaulichung der ungefähren Größenordnungen. Ein systematisches und kooperatives, d. h. fachübergreifendes Vorgehen kann zur Vermeidung von Thromboembolien und gefährliche Blutungen beitragen.

 

Literatur:

[1] soweit nicht anders angegeben aus:  https://www.degam.de/files/Inhalte/Leitlinien-Inhalte/Dokumente/DEGAM-S1-Handlungsempfehlung/053-027%20Bridging/S1-HE_Bridging_Kurzfassung_2.pdf

[2] https://www.akdae.de/Arzneimitteltherapie/LF/PDF/OAKVHF.pdf

[3] Bachler H., Fischer C. Leitfaden Allgemeinmedizin 2016 S: 258

[4] Bachler H., Fischer C. Leitfaden Allgemeinmedizin 2016 S: 258

[5] Kommentar auf: „CHA₂DS₂-VASc Score for Atrial Fibrillation Stroke Risk“ We realize that 8 points showed a lower risk than 7 points, these were the findings in the study, obviously one should assume all scores ≥7 have a risk >10%.

erstellt 10-2019