/Internistische Erkrankungen /Funktionelle Magen-Darmerkrankungen Funktionelle Magen-DarmerkrankungenSuchbegriffe: funktionelle Dyspepsie, Gastritis, Reizdarm
Häufigkeit: in der Praxis eine hohe Prävalenz von 10-20%,
Äthiologie: die Kenntnis über die Erkrankungsursachen ist bisher unzureichend.
Diagnose:
- Zur Diagnosestellung werden vielfach die ROM-III Kriterien empfohlen,
- aber es gibt bisher kein «Symptom-Instrument», das mit hoher Sicherheit eine Unterscheidung in funktionell versus organisch leisten kann
- Ausschlußdiagnose: Fehlen von strukturellen und biochemischen Abnormitäten, die die Symptome hinreichend erklären
- Cave: 40% der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen erfüllen die Kriterien einer funktionellen Magen-Darm-Erkrankung, daher ist eine Ausschlußdiagnose immer mit hoher Unsicherheit behaftet!
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1. Schritt: Therapie ex juvantibus gerechtfertigt?
- Bei nur flüchtigen, wenig belastenden Beschwerden und kurzer Anamnesedauer und
- Fehlen pathologischer klinischer Befunde und
- Fehlen anamnestischer Hinweise auf organische Magen-Darm- Erkrankungen
- keine Alarmsymptome (s.u.)
- empirische medikamentöse Therapie ohne vorherige Untersuchung gerechtfertigt
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Alarmsymptome
- Alter >50-55 und neu aufgetretene Symptome
- Magendarmerkrankung in der Vorgeschichte
- Magen/Darm-Karzinom in der FA
- Teerstühle, kaffesatzartiges Erbrechen
- Anämie
- >10% ungewollter Gewichtsverlust
- Schluckprobleme
- Persistierendes Erbrechen
- Lymphknotenvergrößerung
- Suspekter abdomineller Tastbefund
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Bei Vorliegen von Alarmsymptomen Basisdiagnostik Magen-Darm-Erkrankungen
ex juvantibus Pharmakotherapie funktionelle Dyspepsie
- 1. Wahl: PPI (NNT=10 Ib) oder nachrangig H₂-Blocker(NNT=7 Ib) Therapiedauer 4-8 Wochen, keine Dauertherapie!!!
- 2. Wahl: Prokinetika vorzugsweise Metoclopropamid bei Versagen der 1. Wahl insbesondere bei motilitätsbedingten Beschwerden wie Druck- und Völlegefühl, Übelkeit Evidenzstufe V
- Hinweis: keine Kombination mit H₂-Blockern beide sind Neuropeptika >> QT-Verlängerung!
- Nicht länger als 12 Wochen wegen Spätdyskinesien
- Cave: Interaktionen mit zahlreichen Substanzen z.B. Azole, Makrolide…
- Helicobacter-Eradikation: vermutlich kein Benefit Evidenzstufe V, die NNT 13 beruht vermutlich auf Besserung von NERD.
- Antidepressiva sind und aufgrund ihrer zahlreichen Nebenwirkungen keine Mittel der ersten Wahl für die Behandlung der funktionellen Dyspepsie. Sie können bei einer begleitenden depressiven Erkrankung erwogen werden, sollten jedoch sonst therapierefraktären Patienten vorbehalten bleiben.
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HintergrundINFO:die Erwartungshaltung der Erkrankten in eine medikamentöse Therapie sollte möglichst abgeschwächt werden mit dem Hinweis, dass die Medikamente die Beschwerden auslösende Störung nicht grundsätzlich beseitigen, sondern lediglich symptomatisch bei einem kleineren Teil der Betroffenen abmildern.
ex juvantibus Pharmakotherapie des Reizdarms
Diarrhoedominantes Reizdarmsyndrom Typ I: Loperamid Dosierung 2–6 x 2 mg/Tag. Diese Substanz passiert im Gegensatz zu anderen Opioiden nicht die Blut-Hirn-Schranke. Auch beim diarrhoedominanten Reizdarmsyndrom Typ I können Quellmittel wie Flohsamen versucht werden, nähers s.u
Obstipationsdominanter Typ II: wasserlöslichen Gelbildner z.B. Macrogol 1–2 x 10 g/Tag
Untersuchungen zu Flohsamenpräparaten ergaben Hinweise, dass die regelmäßige Einnahme nicht nur die Stuhlkonsistenz und Stuhlfrequenz verbessert, sondern auch begleitende Schmerzen und Blähungen lindert. Dosierung 1–2 x 5 g/Tag. In höheren Dosierungen verursachen sie häufig Blähungen
Krampfartigen Schmerzen im Rahmen eines RDS Typ III: anticholinerge Spasmolytika z.B. Buscopan®, rektal wirksamer als oral.
Antidepressiva: sollten erst erwogen werden, wenn die voranstehenden Maßnahmen keinen ausreichenden Erfolg zeigen: Amitriptylin im niedrigen Bereich von 5–10 mg zur Nacht
SSRI nicht zweckmäßig: die größte Anzahl an 5-HT-Rezeptorenbefindet sich im Magen-Darmtrakt. Ihre Aktivierung hat eine starke sekretorische und motorische Wirkung
Probiotika: Datenlage derzeit unzureichend
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wenn die Beschwerden unter Therapie ex juvantibus länger als 4 Wochen anhalten >> Basisdiagnostik Magen-Darm-Erkrankungen
Literatur:
www.akdae.de/Arzneimitteltherapie/TE/A-Z/PDF/Reizdarmsyndrom.pdf Reizdarmsyndrom Irritable bowel syndrome Michael Friedt, Zurich Dieser Artikel ist in der Zeitschrift «Monatsschrift Kinderheilkunde 2008; 156: 275–286)» erschienen.
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