/psychiatrisch - neurologische Erkrankungen /Chronic Widespread Pain und Fibromyalgie-Syndrom Chronic Widespread Pain und Fibromyalgie-Syndrom Suchbegriffe: Chronic Widespread Pain, CWP, Fibromyalgie-Syndrom, myofasciales Syndrom, FMS
Häufigkeit: 11% der Menschen leiden an CWP, 2% der Frauen und 1 % der Männer an Fibromyalgie
Äthiologie: CWP und FMS sind keine entzündlichen rheumatischen Erkrankungen, sondern ein funktionelle psycho-somatische Krankheitsbilder, Genetische Faktoren sind wahrscheinlich, da das FMS familiär gehäuft vorkommt (Genpolymorphismen des 5HT2- Rezeptors)
Symptome
Chronic Widespread Pain (CWP)
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- chronischen Schmerzen in mehreren Körperregionen ohne spezifische körperliche Krankheitsursachen
- geringe körperliche Symptombelastung
- keine seelische Symptombelastung
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Fibromyalgie-Syndrom (FMS)
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- chronische Schmerzen
- + belastende seelische Symptome
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Diagnosestellung CWP
- > 3 Monate bestehende Schmerzen
- Achsenskelett
- rechte Körperhälfte und linke Körperhälfte
- oberhalb der Taille und unterhalb der Taille
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Kernsymptome des FMS
- chronischen Schmerzen in mehreren Körperregionen
- Schlafstörungen bzw. nicht-erholsamer Schlaf und Müdigkeit
- Erschöpfungsneigung (körperlich und/oder geistig)
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Diagnosestellung FMS
- Anamnese des typischen Symptomkomplexes,
- klinische Untersuchung
- Basislabor zum Ausschluss körperlicher Erkrankungen, welche diesen Beschwerden ausreichend erklären könnten
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Basislabor
- BSG, CRP, Blutbild (zum Ausschluß von Polymyalgia rheumatica, rheumatoider Arthritis)
- Kreatininkinase (z. B. Muskelerkrankungen)
- Kalzium (z. B. Hyperkalziämie)
- TSH (zum Ausschluß von Schilddrüsenunterfunktion)
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HintergrundINFO: Unterscheidung von anderen Ursachen: Muskel- und Gelenkschmerzen in mehreren Körperregionen können durch zahlreiche Arzneimittel hervorgerufen werden. Führend sind Statine: 10-15% der Patienten unter einer Statintherapie entwickeln Myalgien unterschiedlicher Schwergrade mit und ohne CK-Erhöhung. Gelenks- und Muskelschmerzen sind Nebenwirkungen von Aromatasehemmern und Interferonen.
Weiterführende apparative Diagnostik
- Bei typischem Beschwerdekomplex
- fehlendem klinischen Hinweis auf internistische, orthopädische oder neurologische Erkrankungen
- und unauffälligem Basislabor
- wird empfohlen, keine weitere technische Diagnostik (weiterführendes Labor, Neurophysiologie, Bildgebung) durchzuführen. (Starker Konsens)
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Behandlungsstufen nach Schweregrad:
Bei leichten Formen des FMS soll der Patient zu angemessener körperlicher und psychosozialer Aktivierung ermutigt werden. |
Bei schweren Verläufen sollen mit dem Patienten körperbezogene Therapien, eine zeitliche befristete medikamentöse Therapie sowie multimodale[1] Therapien besprochen werden. |
Patienten mit schweren Verläufen, die auf die genannten Maßnahmen nicht ausreichend ansprechen, sollen im Rahmen einer stationären Behandlung in einem dafür spezialisierten Krankenhaus eine multimodale Schmerztherapie von mindestens 100 Stunden und mindestens 25 Stunden psychosomatisch-psychotherapeutische Therapie erhalten. z.B. AMEOS-Klinik Bad Aussee |
Medikamente bei Fibromyalgie
- Ausschließlich medikamentös behandelte Patienten – ohne gleichzeitige körperliche Aktivierung – haben die schlechtesten Aussichten auf ein erträgliches Leben!
- Medikamentöse Behandlung nur bei schweren Verläufen max. 6 Monate
- wenn sie die Beschwerden nicht lindern, sofort wieder absetzen!!!
- Effekt der Medikamente verschwindet nach einigen Monaten (Tachyphylaxie),
- durch 2–4 Wochen „drug holiday“ lässt er sich jedoch zurückgewinnen,
- 1.Wahl Amitriptylin 10–25 mg einmalig abends (allein – ohne gleichzeitige körperliche Aktivierung – nur gering schmerzlindernd, verbessert aber die Schlafqualität)
- Gabapentin hilft manchen Menschen, kurzer Therapieversuch gerechtfertigt aber 6 von 10 haben UAW
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Behandlungen die auf keinen Fall angewendet werden sollen:
- Kortikosteroide
- Opioide bewirken keine Reduktion von Schmerz, alle Patienten gaben Nebenwirkungen an (Verwirrtheit, Übelkeit, Erbrechen)
- Schlaf und Beruhigungsmittel,
- Neuroleptika
- Mittel gegen Restless Legs z.B. Pramiprexol,
- Antidepressiva vom Typ SSRI
- Massage soll nicht verwendet werden
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Details zu medikamentöser Therapie und Psychotherapie siehe Literatur
Literatur:
TGAM-Newsletter 7-2016
erstellt 2018
[1] „multimodal“ = mindestens ein körperlich aktivierendes Verfahren mit mindestens
einem psychotherapeutischen Verfahren |