/Niere & Harnwege /Mikrohämaturie

Mikrohämaturie

von: Christoph Fischer

Definition der Mikrohämaturie

  • Positiver Harnstreifentest auf Blut bei beschwerdefreien Erwachsenen
  • Prävalenz: 2,5 - 20% aller Harnbefunde

 

 

Ursachen der Mikrohämaturie

  Malignome (betroffen eher Ältere)

  • Niere, Blase, Urothel 1 von 67, positiv prädiktiver Wert: 0,2-6,2%
  • Diabetische Nephropathie 1 von 100 (Prävalenz)
  • Hypertensive Nephropathie  ca 1 von 120 (Prävalenz) (Rosenkranz 2001)

  sonstige Nephropathien (selten, betroffen eher Jüngere)

  • Nierenbeteiligung bei systemischen Vaskulitiden 1 von 24.000 Neuerkrankung /Jahr
  • IgA-Nephritis  1 von 40.000/ J
  • Membranöse Glomerulonephritis  1 von 67.000/ J
  • interstitielle Nephritis  ähnlich selten wie Glomerulonephritiden
  • Minimal-Change-Glomerulopathie 1 von 200.000/ J

HintergrundINFO: Eine nicht-sichtbare Hämaturie kann der erste Hinweis auf ein Malignom im Harntrakt oder auf eine Glomerulopathie sein. Ein Screening auf Mikrohämaturie führt jedoch unweigerlich zu einer großen Anzahl von falsch-positiven Befunden, weil bereits die „physiologische Hämaturie“ mit 10 Erytrozyten/μl über der bei den Harnstreifentests festgelegten Nachweisgrenze von 5 Erytrozyten/μl liegt. Die mikroskopische Urinuntersuchung stellt keine Alternative oder Ergänzung zum Harnstreifentest dar.

Bislang gibt es keine Hinweise auf eine Überlegenheit eines Harnstreifen-Screenings gegenüber einem Verzicht auf ein derartiges Screening. Daher wird für die Hausarztpraxis ein abgestuftes und am Alter der Untersuchten orientiertes Vorgehen empfohlen, um Patienten vor zu viel und vor falscher Medizin zu schützen.

Nach dem Ausschluss von ernsten Erkrankungen erfolgt ein abwartendes Offenhalten, welches um ein kleines, jährliches Untersuchungsprogramm ergänzt wird.[1] Nicht sichtbare Hämaturien rechtfertigen  nur im höheren Alter und/oder bei zusätzlichen Risikofaktoren eine abgestufte, standardisierte Diagnostik:

 

DEGAM  S-1 Handlungsanleitung

Diagnostik bei einem erstmaligen positiven Befund

  • 2-malige Testwiederholung (Mittelstrahl-Harn) nach 2 und 4 Wochen
  • wenn beide Kontrolluntersuchungen negativ, keine weitere Abklärung

 

Wenn Test-Wiederholung  nach 2 oder 4 Wochen positiv

   Bei unter 40-Jährigen
  • RR<140/90
  • nüchtern-Blutzucker <126mg/dl
  • GFR >60ml
  • Albumin im 24h Harn <500mg
  • Wenn kein pathologischer  Befund,  aber Mikrohämaturie fortbesteht
  • jährliche Kontrolle RR, Bz, GFR, Albuminausscheidung

 

  • Wenn pathologischer Befund nephrologische Abklärung

 

 

  Bei über 40-Jährigen

 Prüfen ob Risikofaktoren bestehen:

  • Rauchen
  • Urologische Vorerkrankung
  • Blasenentleerungsstörung (Sono nach Miktion)
  • Schmerzmittelabus
  • Z. n. Radiatio
  • Einnahme von Endoxan®
  • Kontakt mit Färbemitteln
  • Keine Risikofaktoren jährliche Ko RR, Bz, GFR, Albumin +Ultraschall Nieren, Blase ausreichend

 

  • Risikofaktoren vorhanden urologische Abklärung

 

Diagnostik bei bereits bekannter abgeklärter Mikrohämaturie

  • wenn Mikrohämaturie fortbesteht
  • jährliche Kontrolle RR, Bz, GFR, Albuminausscheidung

Literaturverzeichnis

Rosenkranz, A. R. (2001): Hypertonie und chronische Niereninsuffizienz. In: Acta Med Austriaca 28 (3), S. 66–69. DOI: 10.1046/j.1563-2571.2001.01015.x.

 

[1] https://www.online-zfa.de/archiv/ausgabe/artikel/zfa-2-2014/48377-103238-zfa20140058-0060-nicht-sichtbare-haematurie-weniger-ist-mehr/

erstellt: 9-2018