/Medikamente /Methotrexat MethotrexatTherapie mit Methotrexat
Eine praxisorientierte Information für den behandelnden Arzt, 2014 herausgegeben von der deutschen Rheumatologischen Gesellschaft[1]
Anwendung 1x wöchentlich!
- die meisten z.T. tödlichen Komplikationen unter Methotrexat werden durch tägliche statt 1x wöchentliche Einnahme beobachtet
- deshalb sollen Patienten nicht nur zu Behandlungsbeginn sondern bei jeder weiteren Verordnung darauf hingewiesen werden
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Wirkungseintritt / Dosissteigerung
- Wirkungseintritt nach 4 bis 8 Wochen
- Anfangsdosis 15mg/Woche.
- Bei eingeschränkter Nierenfunktion oder pulmonalen Vorerkrankungen ist eine niedrigere Anfangsdosis von 7,5 – 10 mg/d sinnvoll, diese kann dann nach Bedarf kontrolliert gesteigert werden.
- Es gibt Evidenz für Vorteile einer parenteralen Gabe.
- Ist nach 6 Wochen keine ausreichende Kontrolle der Krankheitsaktivität erreicht, soll die MTX Dosis auf 20-25mg/ Woche erhöht oder ggf auf eine parenterale Applikation umgestellt werden.
- höheren Dosierungen 20- 30mg/Woche scheinen effektiver zu sein scheint als in niedrigerer Dosis (7,5-15mg/Woche)
- Ist die MTX Dosis ausgeschöpft, kann nach 12 Wochen eine klassische DMARD Kombinationstherapie mit Leflunomid oder Dreifachkombinationstherapie von MTX mit Sulfasalazin und Hydroxychloroquin versucht werden[2]
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Befragung und klinische Untersuchung
Haut |
Exanthem, Stomatitis |
Magen-Darm |
Übelkeit und Erbrechen |
Lunge |
Husten, Atemnot ohne Auswurf CAVE: "Pneumonitis" |
Hämatologie |
Blutungen |
HintergrundINFO: [1]
- Übelkeit und Erbrechen lassen sich vermeiden, wenn das Medikament zur Nacht eingenommen wird.
- Bei stärkerer subjektiver Unverträglichkeit kann ein Wechsel der Applikationsform (von oral zu subcutan oder vice versa) hilfreich sein.
- Zur Verringerung von Nebenwirkungen empfiehlt sich die Gabe von 5 mg Folsäure einen Tag nach der Methotrexat-Gabe.
- Bei Leukozytensturz wirkt Folinsäure in hoher Dosis als Antidot zu Methotrexat
Laborkontrollen
monatlich, nach einem Jahr bei stabilen Werten alle 3 Monate
- BB, SGPT, alkalische Phosphatase Kreatinin, CRP, BSG
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Indikation zur Unterbrechung einer Therapie mit Methotrexat[1]
- Exanthem, Stomatitis
- Transaminasenanstieg über das 3fache der Norm,
- histologisch nachgewiesene fortschreitende Leberfibrose oder Leberzirrhose
- Leukopenie < 3000/μl
- Granulopenie < 2000/μl
- Thrombopenie < 100 000/μl
- aplastische Anämie (Abgrenzung zu Entzündungs-und Blutungsanämie!)
- Kreatininanstieg
- Pneumonitis: bei akuter Dyspnoe und unproduktivem Husten sofortige Abklärung erforderlich!
- Schwere Infektionen, Schwangerschaft bzw. Kinderwunsch
- Vor einer Operation ist eine Therapieunterbrechung nicht zwingend erforderlich
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HintergrundINFO:ein Anstieg der cholestaseanzeigenden Enzyme ist fast immer durch NSAR (z. B. Diclofenac) bedingt[1]
Der Begriff Pneumonitis steht für eine entzündliche Veränderung der Lunge durch pneumotoxisch wirkende Einflüsse:
- hochenergetische Strahlung
- oder Medikamente wie Methotrexat oder Chinolone[3]
Die hypererge Reaktion setzt einige Wochen nach Therapiebeginn ein mit Fieber, Husten, Luftnot und Kopfschmerz. Folsäuregabe hat keinen protektiven Effekt vor Pneumonitis.
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die Abgrenzung zur Pneumonie ist schwierig
die Befunde sind unspezifisch, die Pneumonitis ist daher eine Ausschlußdiagnose
- Symptome: meist trockenen Husten, Atemnot und in manchen Fälle auch leichte Körpertemperaturerhöhung
- Diagnose: Röntgen, Thorax-CT, Histo Bild der interstitiellen Pneumonie
- Therapie: sofortiges absetzen von MTX, die Symptome bessern sich die Fibrose bleibt, ggf. Steroide[4]
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HintergrundINFO: radiologische Zeichen sind streifige, netzig-knotige oder nur knötchenförmige Verdichtungen, Pleuraerguß (selten), vorübergehende Hiluslymphknotenvergrößerung (selten) Hochauflösendes CT: fleckige oder diffuse Milchglastrübung[5]
Kontraindikationen MTX[1]
- Allergie gegen Methotrexat,
- Gravidität bzw. Kinderwunsch,
- ungenügende Kontrazeption,
- aktive Lebererkrankung,
- Ulzera des Magen-Darm-Traktes,
- Niereninsuffizienz,
- Alkoholabusus,
- Knochenmarkdepression,
- schwerer Diabetes mellitus bei Adipositas,
- schwere Allgemeinerkrankung,
- Unzuverlässigkeit des Patienten
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Schwangerschaft/Stillperiode[1]
- Bei Frauen muss während der Methotrexatbehandlung und bis zu 3 Monate nach Therapieende eine sichere Kontrazeption erfolgen.
- Auch Männer dürfen während der Behandlung mit Methotrexat und bis zu 3 Monate nach Therapieende keine Kinder zeugen.
- Da Methotrexat in die Muttermilch übergeht, ist es während der Stillzeit kontraindiziert
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Impfungen[1]
Lebendimpfungen sind unter MTX kontraindiziert |
Literatur:
[1] https://dgrh.de/dam/jcr:0fff25d9-b2ea-4fca-94bc-06b03a0e09fd/methotrexat_arzt_2014_07.pdf
[2] /Bewegungsapparat /Rheumatoide Arthritis
[3] D. Steiger, L. Bubendorf, M. Oberholzer, M. Tamm, J. D. Leuppi: Ciprofloxacin-induced acute interstitial pneumonitis. In: European Respiratory Journal. Band 23, Nr. 1, 1. Januar 2004, ISSN 0903-1936, S. 172–174, doi:10.1183/09031936.03.00057903
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Pneumonitis
[5] http://www.mevis-research.de/~hhj/Lunge/Chem.html#Methotrexat
erstellt 8-2019 |