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Methotrexat

von: Christoph Fischer

Therapie mit Methotrexat

Eine praxisorientierte Information für den behandelnden Arzt, 2014 herausgegeben von der deutschen Rheumatologischen Gesellschaft[1]

Anwendung 1x wöchentlich!

  • die meisten  z.T. tödlichen Komplikationen unter Methotrexat werden durch tägliche statt 1x wöchentliche Einnahme beobachtet
  • deshalb sollen Patienten nicht nur zu Behandlungsbeginn sondern bei jeder weiteren Verordnung darauf hingewiesen werden

 

Wirkungseintritt / Dosissteigerung

  • Wirkungseintritt nach 4 bis 8 Wochen
  • Anfangsdosis 15mg/Woche.
  • Bei eingeschränkter Nierenfunktion oder pulmonalen Vorerkrankungen ist eine niedrigere Anfangsdosis von 7,5 – 10 mg/d sinnvoll, diese kann dann nach Bedarf kontrolliert gesteigert werden.
  • Es gibt Evidenz für Vorteile einer parenteralen Gabe.
  • Ist nach 6 Wochen keine ausreichende Kontrolle der Krankheitsaktivität erreicht, soll die MTX Dosis auf 20-25mg/ Woche erhöht oder ggf  auf eine parenterale Applikation umgestellt werden.
  • höheren Dosierungen 20- 30mg/Woche scheinen effektiver zu sein scheint als in niedrigerer Dosis (7,5-15mg/Woche)
  • Ist die MTX Dosis ausgeschöpft, kann nach 12 Wochen eine klassische DMARD Kombinationstherapie mit Leflunomid oder Dreifachkombinationstherapie von MTX mit Sulfasalazin und Hydroxychloroquin versucht werden[2]

Befragung und klinische Untersuchung

Haut Exanthem, Stomatitis
Magen-Darm Übelkeit und Erbrechen
Lunge Husten, Atemnot ohne Auswurf CAVE: "Pneumonitis"
Hämatologie Blutungen

HintergrundINFO: [1]

  • Übelkeit und Erbrechen lassen sich vermeiden, wenn das Medikament zur Nacht eingenommen wird.
  • Bei stärkerer subjektiver Unverträglichkeit kann ein Wechsel der Applikationsform (von oral zu subcutan oder vice versa) hilfreich sein.
  • Zur Verringerung von Nebenwirkungen empfiehlt sich die Gabe von 5 mg Folsäure einen Tag nach der Methotrexat-Gabe.
  • Bei Leukozytensturz wirkt Folinsäure in hoher Dosis als Antidot zu Methotrexat

Laborkontrollen

monatlich, nach einem Jahr bei stabilen Werten alle 3 Monate

  • BB, SGPT, alkalische Phosphatase Kreatinin, CRP, BSG

 

Indikation zur Unterbrechung einer Therapie mit Methotrexat[1]

  • Exanthem, Stomatitis
  • Transaminasenanstieg über das 3fache der Norm,
  • histologisch nachgewiesene fortschreitende Leberfibrose oder Leberzirrhose
  • Leukopenie < 3000/μl
  • Granulopenie < 2000/μl
  • Thrombopenie < 100 000/μl
  • aplastische Anämie (Abgrenzung zu Entzündungs-und Blutungsanämie!)
  • Kreatininanstieg
  • Pneumonitis: bei akuter Dyspnoe und unproduktivem Husten sofortige Abklärung erforderlich!
  • Schwere Infektionen, Schwangerschaft bzw. Kinderwunsch
  • Vor einer Operation ist eine Therapieunterbrechung nicht zwingend erforderlich

HintergrundINFO:ein Anstieg der cholestaseanzeigenden Enzyme ist fast immer durch NSAR (z. B. Diclofenac) bedingt[1]

Der Begriff Pneumonitis steht für eine entzündliche Veränderung der Lunge durch pneumotoxisch wirkende Einflüsse:

  • hochenergetische Strahlung
  • oder Medikamente wie Methotrexat oder Chinolone[3]

Die hypererge Reaktion setzt einige Wochen nach Therapiebeginn ein mit Fieber, Husten, Luftnot und Kopfschmerz. Folsäuregabe hat keinen protektiven Effekt vor Pneumonitis.

die Abgrenzung zur Pneumonie ist schwierig

die Befunde sind unspezifisch, die Pneumonitis ist daher eine Ausschlußdiagnose

  • Symptome: meist trockenen Husten, Atemnot und in manchen Fälle auch leichte Körpertemperaturerhöhung
  • Diagnose: Röntgen, Thorax-CT, Histo Bild der interstitiellen Pneumonie
  • Therapie: sofortiges absetzen von MTX, die Symptome bessern sich die Fibrose bleibt, ggf. Steroide[4]

HintergrundINFO:  radiologische Zeichen sind streifige, netzig-knotige oder nur knötchenförmige Verdichtungen, Pleuraerguß (selten),  vorübergehende Hiluslymphknotenvergrößerung (selten) Hochauflösendes CT:  fleckige oder diffuse Milchglastrübung[5]

 

 

Kontraindikationen MTX[1]

  • Allergie gegen Methotrexat,
  • Gravidität bzw. Kinderwunsch,
  • ungenügende Kontrazeption,
  • aktive Lebererkrankung,
  • Ulzera des Magen-Darm-Traktes,
  • Niereninsuffizienz,
  • Alkoholabusus,
  • Knochenmarkdepression,
  • schwerer Diabetes mellitus bei Adipositas,
  • schwere Allgemeinerkrankung,
  • Unzuverlässigkeit des Patienten

 

Schwangerschaft/Stillperiode[1]

  • Bei Frauen muss während der Methotrexatbehandlung und bis zu 3 Monate nach Therapieende eine sichere Kontrazeption erfolgen.
  • Auch Männer dürfen während der Behandlung mit Methotrexat und bis zu 3 Monate nach Therapieende keine Kinder zeugen.
  • Da Methotrexat in die Muttermilch übergeht, ist es während der Stillzeit kontraindiziert

 

Impfungen[1]

Lebendimpfungen sind unter MTX kontraindiziert

 

 

Literatur:

[1] https://dgrh.de/dam/jcr:0fff25d9-b2ea-4fca-94bc-06b03a0e09fd/methotrexat_arzt_2014_07.pdf

[2] /Bewegungsapparat /Rheumatoide Arthritis

[3] D. Steiger, L. Bubendorf, M. Oberholzer, M. Tamm, J. D. Leuppi: Ciprofloxacin-induced acute interstitial pneumonitis. In: European Respiratory Journal. Band 23, Nr. 1, 1. Januar 2004, ISSN 0903-1936, S. 172–174, doi:10.1183/09031936.03.00057903

[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Pneumonitis

[5] http://www.mevis-research.de/~hhj/Lunge/Chem.html#Methotrexat

erstellt 8-2019