/Vorsorgeuntersuchung /Krebsfrüherkennung /Prostata-Krebs

Prostata-Krebs

von: Christoph Fischer

Die österreichische Vorsorgeuntersuchung 2005

rät von PSA-Test und rektaler Untersuchung gesunder Männer ab [1]:

Kein Routinescreening zur Früherkennung von Prostatakrebs

Das systematische Routinescreening zur Früherkennung von Prostatakrebs mittels digitaler rektaler Untersuchung und/oder mittels Tumormarkern im Serum (dem prostataspezifischen Antigen) wird für Österreich auf Basis des Standes des internationalen medizinischen Wissens derzeit nicht empfohlen.

 

Informierte Entscheidungsfindung ermöglichen

  • Patienten haben ein Recht, wissenschaftliche Ergebnisse so dargestellt zu bekommen, dass sie eine informierte Entscheidung treffen können.
  • Diese Ergebnisse müssen unter gleichwertiger Betonung des möglichen Nutzens und des fehlenden Nutzens bzw. möglichen Schadens vermittelt werden.
  • Insbesondere sollten die bislang fehlenden Beweise für einen Nutzen der Früherkennung und auch das bewiesene Risiko für einen Schaden eines PSA-Screenings – die möglichen ungünstigen Konsequenzen – klar thematisiert werden
  • Männer, die nach dem Test fragen, sollten zudem eine Informationsbroschüre erhalten, die den Stand der Wissenschaft auf ebenso verständliche und eindeutige Weise vermittelt.
  • Beschwerdefreie Männer unter 50 sollten darauf hingewiesen werden, dass für sie der Test mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Gesundheitsnutzen bringt und weltweit nicht üblich ist.
  • Männer über 50, die den PSA-Test trotz Aufklärung und Beratung wünschen, sollten davon aber keinesfalls abgehalten werden.

 

 

Deutschland: interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3

zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms[2]

  • Männer, die mindestens 45 Jahre alt sind und eine mutmaßliche Lebenserwartung von mehr als 10 Jahren haben, sollten über die Möglichkeit einer Früherkennung informiert werden.
  • Bei Männern mit erhöhtem Risiko für ein Prostatakarzinom kann diese Altersgrenze um 5 Jahre vorverlegt werden.
  • Männern, die nach der Aufklärung eine Früherkennungsuntersuchung wünschen, soll das Bestimmen des PSA-Wertes als Untersuchungsmethode angeboten werden.
  • Zusätzlich sollte eine digital-rektale Untersuchung empfohlen werden

Die wichtigsten Aussagen der interdisziplinären S-3 Leitlinie

 

Sondervotum der Deutschen Gesellschaft für Familien- und Allgemeinmedizin (DEGAM)

Männer, die den Wunsch nach einer Früherkennungsuntersuchung mittels PSA in der Hausarztpraxis nicht von sich aus äußern, sollen darauf nicht aktiv angesprochen werden.

 

HintergrundINFO zum Sondervotum der DEGAM für den hausärztlichen Bereich

Zur Früherkennung des Prostatakrebs mittels PSA-Bestimmung liegt eine systematische Übersichtsarbeit der Cochrane Collaboration vor[3]. Die Autoren dieser Arbeit schlussfolgern aus den Ergebnissen ihrer Metaanalyse, dass

  • weder die Sterblichkeit an Prostatakrebs
  • noch die Gesamtsterblichkeit

von einem Screening beeinflusst wird.

Hingegen zeigte sich, dass die Teilnahme an einem Früherkennungsprogramm das Risiko für

  • Überdiagnose (richtig erkannte Prostatakrebserkrankungen, die jedoch nie auffällig geworden wären)
  • und Übertherapie (unnötige Behandlungen aufgrund einer Überdiagnose)

deutlich erhöht.

Empfehlungen anderer Institutionen

  • U.S. Preventive Services Task Force[4]
  • und das American College of Physicians[5]

sprechen sich ebenfalls gegen ein generelles PSA-Screening zur Früherkennung von Prostatakrebs aus.

HintergrundINFO: Das Thema Krebsfrüherkennung / Screening ist ein typisch hausärztlicher Beratungsanlass. Oft sprechen Männer im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung das Thema von sich aus an.

Aufgrund der aktuellen Studienlage wird, nach Auffassung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), ein proaktives Ansprechen aller Männer auf das PSA-Screening (unabhängig vom eigentlichen Beratungsanlass) im Kontext Hausarztpraxis nicht empfohlen.

Ausblick: Österreichische Vorsorgeuntersuchung 2020

  • „Der PSA-Test zur Früherkennung des Prostatakarzinoms ist derzeit umstritten, da der Nutzen eines PSA-Screenings nicht ausreichend wissenschaftlich gesichert ist.
  • Aus diesem Grund ist der PSA-Test in der Vorsorgeuntersuchung grundsätzlich nicht vorgesehen.
  • Sollte dennoch der konkrete Wunsch des Patienten auf Bestimmung des PSA-Wertes bestehen, kann der Test bei der Vorsorgeuntersuchung von einer Urologin/einem Urologen durchgeführt werden.“

HintergrundINFO: Derzeit wird die seit 2005 gültige Vorsorgeuntersuchung überarbeitet, und soll voraussichtlich 2020 die bisherige VU ablösen. Zum PSA-gestützen Screening wird in den Fachgremien folgender Text diskutiert. Näheres im TGAM-Newsletter 9-2019 © H. Bachler

 

Praxisempfehlung für Hausärzte

Als Grundlage für die Beratung zu PSA-Screening in der Hausarztpraxis stellt die DEGAM für Hausärzte eine Praxisempfehlung zur Verfügung. (16 Seiten)

Patienteninformationsbroschüre

Früherkennung von Prostatakrebs – Information für Männer (48 Seiten)

TGAM-Information  (16 Seiten)

Literatur:

[1] Vorsorgeuntersuchung neu Handbuch wissenschaftliche Grundlagen

[2] https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-022OLl_S3_Prostatakarzinom_2019-06.pdf

[3] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23440794

[4] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22801674

[5] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23567643

erstellt 8-2019