/Internistische Erkrankungen /Die Fettleber-Sau wird durchs Dorf getrieben

Die Fettleber-Sau wird durchs Dorf getrieben

von: Christoph Fischer

Häufigkeit: Valide Studien über die Häufigkeit der Fettleber in der deutschen Bevölkerung sind in der größten medizinischen Datenbank der Welt, Medline, nicht zu finden(1) Es gibt keine Daten zur Prävalenz der NASH (Fettleberhepatitis) (2)

Verlauf

  • Längsschnittdaten, die eindeutig zeigen würden, dass die Fettleber zur Zirrhose fortschreitet, gibt es nicht.
  • Die blande Fettleber bleibt lange Jahre stabil und schreitet in vielen Fällen wahrscheinlich nie zur Fettleber-Hepatitis fort(1)

Nachweis der Fettleberhepatitis

  • Ein große Anteil der Patienten mit Fettleber und nichtalkoholischer Fettleber-Hepatitis haben normale Transaminasen
  • Die Fettleber-Hepatitis kann durch einfache serologische Tests nicht zuverlässig identifiziert werden
  • ebenso wenig durch Ultraschall oder MRT (1)
  • Goldstandard in der Diagnostik: Leberbiopsie (2)

HintergrundINFO: In der klinischen Praxis ist es bislang nicht möglich ohne Durchführung einer Leberbiopsie allein auf Basis nicht-invasiver diagnostischer Tests verlässlich zwischen einer einfachen Steatose und einer Steatohepatitis zu unterscheiden. Der natürliche Verlauf der NAFLD* ist im Einzelfall nicht vorhersehbar(2)

Leberbiopsie

  • Number needed to screen = 200 um eine nicht alkoholische Leberzirrhose zu erkennen
  • aber: es steht keine gesicherte Therapie zur Verfügung(1)

HintergrundINFO: Nur ein kleiner Prozentsatz der Betroffenen zeigt eine Progredienz der Lebererkrankung. Man nimmt an, dass sich eine einfache Steatose in etwa 10 bis 20% in eine NASH (1 von 10) und diese sich in weniger als 5% in eine Zirrhose weiterentwickeln kann (1 von 20) nach Angaben der LL sind dies nur Schätzungen, daraus würde sich zur Erkennung mittels Leberbiopsie eine NNS = 200 ableiten(2)

Hepatozelloläres Carzinom (HCC)

  • Das Risiko für Entwicklung eines HCC bei Patienten mit nichtalkoholischer Fettleber liegt bei 0,05% pro Jahr = 1 von 2000
  • Bei bestehender Zirrhose beträgt das HCC Risiko 2,6% pro Jahr = 1 von 39 (2)

 Screening

  • Ein Screening auf das Vorliegen einer nicht alkoholischen Fettleber-Erkrankung bei Erwachsenen kann zur Zeit für die Allgemeinbevölkerung nicht empfohlen werden (Evidenzstärke: sehr schwach, offene Empfehlung) (3)
  • Für Risikogruppen können Untersuchungen auf das Vorliegen einer NAFLD durchgeführt werden. (Evidenstärke: sehr schwach, offene Empfehlung) 

Literatur:

*NAFLD = nicht alkoholische Fettleber

(1) "Die Fettlebersau wird durchs Dorf getrieben" Michael Kochen DEGAM-Benefits Zeitschrift für Allgemeinmedizin 5-2010

(2)  https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-025l_S25_NASH_Nicht_alkoholische_Fettlebererkrankung_2015-01.pdf

(3) ebenda Seite: 42

erstellt 7-2019