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Schlafhygiene

von: Christoph Fischer

Im Bett nur Sex oder Schlafen!

  • Diese Regel muss von Menschen mit Schlafstörungen strikt eingehalten werden.
  • Das Unterbewusstsein soll das Bett nur mit Schlaf assoziieren,
  • wenn Betroffene nicht einschlafen können, müssen sie das Bett verlassen, um z.B. zu lesen.
  • Bei Menschen ohne Schlafstörung ist es völlig egal ob sie im Bett fernsehen, lesen, bröseln oder mit dem Handy spielen, für Menschen mit Schlafstörungen ist es aber ein absolutes Tabu! (151)

Regeln für einen guten Schlaf

Schlaftabletten

  • Rezeptpflichtige Benzo’s, dazu zählen auch die „Z-Substanzen“ wie Zoldipen, wirken zwar gut,
  • müssen wegen der raschen Abhängigkeit, strikt der Kurzzeitbehandlung vorbehalten bleiben!!!
  • Manche Menschen leiden bereits nach 1-2 Nächten an Schlafentzug, wenn sie das Mittel nicht mehr nehmen
  • In der 1. Nacht ohne Schlafmittel können sie dann meist erst im Morgengrauen einschlafen.
  • Darüber sollte man aufklären und die Betroffenen dringend vor der regelmäßigen Einnahme warnen, bei Älteren ist auch das erhähte Sturzrisiko zu bedenken.
  • Absetzen am Wochenende, aber nicht zu lange in den Tag hinein schlafen, sonst können sie am nächsten Abend wieder nicht einschlafen!
  • Übersicht Schlaf- und Beruhigungsmittel

 

Antidepressivum zum Einschlafen

  • Immer wieder bekommen Depressive am Morgen einen SSRI und am Abend ein Trizyklikum, das ist riskant! (mehr zur Kombination von 2 Antidepressiva hier)
  • Falls Patient und Arzt sich gemeinsam entscheiden zusätzlich zur Psychotherapie ein Antidepressivum zu versuchen,
  • soll bei Vorliegen von Schlafproblemen einem müde machenden Antidepressivum als Monotherapie der Vorzug gegeben werden.
  • Allerdings muss auch bei Antidepressiva bei 30% mit einer Abhängigkeit gerechnet werden!
  • Die Pharmainformation sieht nur für Amirtryptilin und Trazodon (Trittico®) eine - wegen QT-Verlängerung - eingeschränkte Indikation. Mirtazapin und Tolvon® bieten keine Vorteile gegenüber Amitryptilin, sind aber mit dem Agranulozytoserisiko behaftet![2]

HintergrundINFO: „Dass das Absetzen von Antidepressiva Entzugserscheinungen hervorrufen kann, ist seit Langem bekannt. In den 1990er Jahren wurde klar, dass dies auch für neuere Substanzen wie die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) gilt (a-t 1994; Nr. 12: 120 und 1999; Nr. 4: 48). Besonders häufig werden solche Beschwerden nach Absetzen des SSRI Paroxetin (SEROXAT, Generika) und des Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmers (SNRI) Venlafaxin beobachtet.“[1]      

Schlafentzugsbehandlung?

  • Liegen Depressionen und eine Schlafstörung vor, so scheit ein Schlafentzug paradox,
  • aber statt krampfhaft wach im Bett zu liegen und die Depression zu verschlimmern
  • könnte sich mit einer intermittierenden Schlafentzugsbehandlung in der 2. Nachthälfte
  • die Depression bessern
  • und der Erkrankte kann am folgenden Tag besser einschlafen
  • Schlafentzugsbehandlung

 

Literatur:

[1] https://www.arznei-telegramm.de/html/2018_07/1807062_02.html

[2] Pharmainformation 13/2

Erstellt 2-2020